Vielleicht kennst du es: Du musst herzlich lachen – und plötzlich passiert etwas, das sich richtig unangenehm anfühlt. Damit bist du nicht allein – Blasenschwäche und Harnwegsinfektionen gehören für viele Frauen, gerade in den Wechseljahren, zum Alltag. Doch obwohl Millionen betroffen sind, schweigen viele aus Scham. Es wird Zeit, dass wir offener darüber sprechen!
In diesem Interview erklärt Urologin Dr. Dina Sahi, warum Blasenentzündungen so häufig sind, wie du Blasenschwäche vorbeugen kannst und welche Rolle Hormone dabei spielen. Sie teilt wertvolle Tipps, spricht über moderne Behandlungsmöglichkeiten und zeigt, wie Social Media helfen kann, die Themen endlich aus der Tabuzone zu holen. Ein Must-Read für alle Frauen, die ihre Blasengesundheit ernst nehmen und sich vor allem endlich wieder wohlfühlen möchten.
Artikel in Kooperation mit TENA
dieAlte: Blasenentzündung ist häufig ein wiederkehrendes Leiden von Frauen. Wie kommt das, und was sind die häufigsten Ursachen dafür?
Dr. Dina Sahi: Ja, Blasenentzündungen sind die häufigsten akuten Infektionen bei Frauen und werden in unkomplizierte und komplizierte Infektionen unterteilt. 50 % bis 60 % der erwachsenen Frauen haben mindestens eine Harnwegsinfektion in ihrem Leben. Die Infekte können isoliert, sporadisch oder wiederkehrend (rezidivierend) auftreten.
Die Infektion entsteht dabei durch Eindringen von Darmbakterien in den Harntrakt. Frauen neigen aufgrund ihrer kürzeren Harnröhre, hormoneller Schwankungen und der Nähe von Vagina und Harnröhre zum Anus deutlich häufiger zu Harnwegsinfektionen als Männer.
Risikofaktoren sind auch Geschlechtsverkehr, bestimmte Verhütungsmittel wie Spermizide, Hormonschwankungen – besonders in der Menopause –, frühere Infektionen, vaginale Infektionen und kürzliche Antibiotikaeinnahme.
In der Menopause spielt der Östrogenmangel eine große Rolle. Weniger Östrogen macht die Vaginalschleimhaut dünner und verändert den pH-Wert, wodurch gesunde Bakterien abnehmen und Darmbakterien leichter Infektionen auslösen können. Auch Alter, Diabetes und Beckenbodenprobleme wie eine verkürzte Harnröhre erhöhen das Risiko.
Welche typischen Symptome weisen auf eine Blasenentzündung hin, und wie unterscheidet sie sich von anderen urologischen Erkrankungen wie zum Beispiel die Blasenschwäche?
Typische Symptome einer Blasenentzündung sind Schmerzen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang und imperativer/ überfallartiger Harndrang. Bei Frauen, die an vaginalem Juckreiz oder Ausfluss leiden, sollte eine gynäkologische Ursache ausgeschlossen werden.
Eine Blasenschwäche oder auch Harninkontinenz bezeichnet den unwillkürlichen Verlust von Urin. Eine akute Blasenentzündung kann manchmal zu einer akuten Inkontinenz (Dranginkontinenz) führen oder eine bestehende Inkontinenz verschlimmern, und umgekehrt kann eine Inkontinenz eine Blasenentzündung begünstigen.
Grundsätzlich sind es jedoch zwei unterschiedliche Erkrankungen.
Eine Blasenentzündung ist eine bakterielle Infektion, während eine Blasenschwäche durch eine Schwäche des Beckenbodens oder einer fehlerhaften Übertragung von Informationen zwischen Blase und Gehirn entsteht.
„Eine Blasenschwäche oder auch Harninkontinenz bezeichnet den unwillkürlichen Verlust von Urin.“
Gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Blasenschwäche und Blasenentzündung?
Ja, eine akute Blasenentzündung kann zu einer (vorübergehenden) Dranginkontinenz führen oder eine bestehende verschlechtern und eine Inkontinenz kann auch umgekehrt eine Blasenentzündung begünstigen.
Woran erkenne ich, dass ich an Blasenschwäche (Inkontinenz) leide? Gibt es frühe Anzeichen oder Vorboten?
Frühe Anzeichen einer Inkontinenz, abhängig von der Form (Belastungs-, Drang- oder Mischinkontinenz), können tröpfchenweiser Urinverlust bei Lachen, Husten, Niesen, körperlicher Belastung oder starker Beanspruchung des Beckenbodens sowie häufiger, starker Harndrang mit geringen Urinmengen sein.
Was genau ist Belastungs-, Drang- und Mischinkontinen?
- Bei der Belastungsinkontinenz kommt es zu unfreiwilligem Urinverlust während körperlicher Aktivitäten wie Husten, Niesen, Lachen oder Heben schwerer Gegenstände. Ursachen hierfür sind eine Blasen- und Gebärmuttersenkung, Schwächung des Beckenbodens und generell Bindegewebsschwäche, Lähmung des Harnröhrenschließmuskels, Übergewicht, chronischer Husten und chronische Verstopfung.
Östrogenmangel während der Menopause führt darüber hinaus zu einer Reduzierung der Kollagenproduktion und einer Abnahme der Elastizität des Bindegewebes im Beckenboden. Dies kann zu einer Schwächung der Unterstützungsstrukturen der Harnwege führen, insbesondere der Harnröhre, was die Neigung zur Belastungsinkontinenz erhöht. - Bei der Dranginkontinenz kommt es nach einem plötzlichen, starken Harndrang zum unfreiwilligen Verlust von Urin. Im Unterschied zur Belastungsinkontinenz tritt die Dranginkontinenz nicht nach einer bestimmten Belastung oder Bewegung auf, sondern kommt fast „aus dem Nichts“. Dabei wird zwischen überaktiver Blase (neurologische Erkrankungen, Diabetes) und überempfindlicher Blase (Blasenentzündung, Östrogenmangel) unterschieden.
- Bei der Mischinkontinenz bestehen sowohl Beschwerden einer Drang- als auch einer Belastungsinkontinenz. Bei Frauen ab dem 55. Lebensjahr stellt die Mischform die häufigste Inkontinenzform dar, der Leidensdruck ist bei der Mischform deutlich höher als bei reiner Drang- oder Belastungssymptomatik. Die Ausprägung beider Formen der Harninkontinenz kann individuell verschieden sein, so dass bei einigen Betroffenen die Drangbeschwerden überwiegen und bei anderen die Symptome der Belastungsinkontinenz. Die Behandlung orientiert sich maßgeblich an der führenden Komponente.
„Bei der Dranginkontinenz kommt es nach einem plötzlichen, starken Harndrang zum unfreiwilligen Verlust von Urin. Im Unterschied zur Belastungsinkontinenz tritt die Dranginkontinenz nicht nach einer bestimmten Belastung oder Bewegung auf, sondern kommt fast „aus dem Nichts““
Blasenschwäche ist immer noch ein Tabuthema, obwohl wahnsinnig viele Menschen in Deutschland davon betroffen sind. Woran liegt das?
Genau, schätzungsweise 10 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Harninkontinenz, aber die wenigsten sprechen darüber. Über die Hälfte der Betroffenen wendet sich aus Scham nicht einmal an einen Arzt. Doch das ist fatal, denn unbehandelt verstärken sich die Inkontinenzbeschwerden mit tiefgreifenden Folgen auf Alltag, Partnerschaft, Psyche und das soziale Leben.
Frauen sind 2-4x häufiger betroffen als Männer. Laut einer Statistik aus dem Jahr 2021 sollen 11 Prozent der deutschen Männer und 25 Prozent der Frauen inkontinent sein. Am häufigsten mit 55% findet sich die Belastungsinkontinenz, gefolgt von der Mischform (33%) und Dranginkontinenz (17%).
Die geschätzte wirtschaftliche Belastung durch Harninkontinenz in allen Ländern der Europäischen Union (EU) lag im vergangenen Jahr bei 69,1 Milliarden Euro. Hierbei weist Deutschland mit 21,6 Milliarden Euro die größten Kosten in der EU auf.
Der Vorlagenverbrauch richtet sich nach Form und Schwere der Inkontinenz, im Schnitt werden ca. 2-4 Vorlagen/ Tag benötigt. Dabei unterscheiden sich die verschiedenen Produkte hinsichtlich Tragecomfort und Saugfähigkeit.
Die hochwertigen Produkte von TENA zeichnen sich hier besonders hervor. TENA-Inkontinenzhilfsmittel saugen auslaufende Flüssigkeit mit schneller Geschwindigkeit auf, ziehen die Feuchtigkeit vom Körper und schließen den Geruch im Kern ein. Im Gegensatz zu anderen Damenhygieneprodukten, die Duftstoffe enthalten, leisten bei TENA pH-neutrale Materialien mehr, als nur den Geruch zu überdecken – sie neutralisieren Gerüche. Zudem wurden die Produkte mit Fokus auf die speziellen Eigenschaften von Urin entwickelt.
Auf Social Media wird über alles gesprochen, sogar über Inkontinenz. Muss das deiner Meinung nach sein, oder sollte dieses Thema besser zwischen Ärztin und Patientin bleiben?
Social Media bzw. das Sprechen über Inkontinenz kann meiner Meinung nach wesentlich zur Enttabuisierung beitragen. Viele Patient:innen trauen sich aus Schamgefühl gar nicht, Hilfe aufzusuchen, und ohne Behandlung keine Linderung von Beschwerden. Social Media kann Patient:innen zwar nicht behandeln, aber durch Aufklärung dazu beitragen, die Scham zu überwinden und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Kann ich bei den ersten Anzeichen von Blasenschwäche auch Periodenprodukte verwenden, oder benötige ich dafür spezielle Inkontinenzprodukte?
Nein, besser nicht. Binden sind nur dafür vorgesehen die Monatsblutung aufzunehmen. Diese tritt langsamer und in kleineren Mengen aus als Urin. Zusätzlich ist Blut dickflüssiger als Harn. Herkömmliche Slipeinlagen können daher die Menge an Urin nicht aufnehmen und müssen viel häufiger gewechselt werden als Inkontinenzeinlagen, die eine höhere Saugleistung haben als Damenbinden. Inkontinenzeinlagen sind speziell darauf ausgelegt, schnell fließenden Urin aufzusaugen. Sie bestehen aus einem hoch saugfähigen Polymer, das die Feuchtigkeit von der Haut fernhält und dafür sorgt, dass sie nicht nur trocken, sondern auch frei von Gerüchen bleibt.
Dank DREIFACHSCHUTZ überzeugen TENA-Produkte gleich dreifach, denn sie bieten Schutz vor Auslaufen, Feuchtigkeit und Gerüchen.
„Schätzungsweise 10 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Harninkontinenz, aber die wenigsten sprechen darüber. Über die Hälfte der Betroffenen wendet sich aus Scham nicht einmal an einen Arzt.“

Aber wir sprechen darüber, Daniela von dieAlte und Urologin Dr. Dina Sahi.
tWelche Maßnahmen empfiehlst du, um einer Blasenschwäche vorzubeugen oder erste Anzeichen zu lindern?
Allgemeine Maßnahmen: Zu den allgemeinen Maßnahmen gehören Gewichtskontrolle, regelmäßige Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung, Verzicht auf Nikotin, die Reduktion reizender Speisen und Getränke, eine Trinkmenge von 1,5–2 Litern täglich sowie eine geregelte Verdauung.
Spezielle Maßnahmen: Zu den speziellen Maßnahmen zählen Beckenbodentraining, Biofeedbacktraining, das Tragen von Inkontinenzeinlagen, die Anwendung lokaler Östrogencreme und vaginale Lasertherapie.
Gibt es bestimmte Ernährungsweisen oder Lebensstilfaktoren, die das Risiko für Inkontinenz verringern können?
Da würde ich wie erwähnt sagen: Ja, wenn du alles oben Genannte konsequent einhältst, kann es eventuell dein Risiko senken. Muss es aber nicht und da eh kein Mensch es schafft, dass alles und immer umzusetzen, würde ich eher sagen, dass mehr individuelle, also personenbezogene körperliche oder krankengeschichtliche Dinge eine Inkontinenz begünstigen oder zu einer führen.
Welche zusätzlichen Tipps oder Informationen würdest du Frauen in den Wechseljahren geben, um das Bewusstsein für ihre urogenitale Gesundheit, vor allem Blasenschwäche zu stärken?
Der zunehmende Östrogenmangel in den Wechseljahren hat weitreichende urogenitale Auswirkungen wie Belastungs-, Drang oder Mischinkontinenz, wiederkehrende urogenitale Infektionen und Scheidentrockenheit bis hin zur Vulvodynie.
Das Bewusstsein um Symptome und Behandlungsoptionen kann die Verschlimmerung der Beschwerden verhindern. Frauen in den Wechseljahren können durch gezieltes Beckenbodentraining und sonstige körperliche Aktivität ihren Schließmuskel unterstützend trainieren.
Begleitend zum Beckenbodentraining sollten entsprechende Hilfsmittel wie TENA-Inkontinenzprodukte genutzt werden. Eine ausreichende Trinkmenge unterstützt zudem die Blasengesundheit.
Auch die vaginale Gesundheit spielt eine erhebliche Rolle, so dass im Falle von Symptomen wie Scheidentrockenheit, Juckreiz usw. eine Hormonersatztherapie (systemisch oder lokal je nach Beschwerden) oder Lasertherapie der Vagina in Betracht gezogen werden sollte.
„Das Bewusstsein um Symptome und Behandlungsoptionen kann die Verschlimmerung der Beschwerden verhindern. Frauen in den Wechseljahren können durch gezieltes Beckenbodentraining und sonstige körperliche Aktivität ihren Schließmuskel unterstützend trainieren.“
Weitere Infos zu Dr. Dina Sahi und TENA findest du auf folgenden Webseiten:
www.urologie-sahi.de oder www.tena.de und auf Instagram: @tena_frauen oder @sahi_und_sahi
Fotos: Studio-U