Michelle Obama

Jan 17, 2022

Kaum eine Frau in der Öffentlichkeit spricht so offen und ehrlich über sogenannte Tabu-Themen wie Michelle Obama (58). Ob es um Rassismus geht, den sie während ihrer Studienzeit in Princeton erlebte, eine Fehlgeburt in den frühen Jahren ihrer Beziehung mit Barack Obama (60), oder die Eheberatung, die sie und der Ex-Präsident in Anspruch nahmen – Michelle macht kein Geheimnis draus. Weil sie aufklären und andere dazu ermutigen möchte, Probleme nicht zu verheimlichen. Auch und gerade wenn es um die Wechseljahre geht ….

… hatte das Gefühl zu verbrennen

Es passierte ausgerechnet, als sie im Hubschrauber des Präsidenten, der Marine One, saß: „Es war als ob jemand einen Ofen auf meinen Körper gelegt und auf Höchste gedreht hätte.“ Die damalige First-Lady der USA durchlitt heftige Wechseljahrs-Hitzewallungen: „Und dann begann alles zu schmelzen. Und ich dachte mir nur: ,Ok, das ist verrückt. Ich kann nicht, ich kann nicht, ich schaffe das nicht.’“ Aber als starke Frauen meisterte Michelle die Situation schließlich doch und schämt sich auch heute nicht, über ihre Wechseljahre zu sprechen. Im Gegenteil: Gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin und Gynäkologin Sharon Malone beleuchtete sie in ihrem Podcasts das Gebiet Frauengesundheit – ein Thema, dass ihrer Meinung nach viel zu wenig Beachtung findet: „Was eine Frau mit ihrem Körper durchmacht, ist eine wichtige Information. Es ist wichtig, dass so etwas Platz in der Gesellschaft hat, denn die Hälfte von uns muss da durch, aber alle leben so, als ob nichts wäre.“

„Was eine Frau mit ihrem Körper durchmacht, ist eine wichtige Information. Es ist wichtig, dass so etwas Platz in der Gesellschaft hat, denn die Hälfte von uns muss da durch, aber alle leben so, als ob nichts wäre.“

… hat Musik im Blut

Unter der Familienwohnung in Chicago lebte ihre Großtante Robbie, die Kindern aus dem ganzen Viertel Klavierunterricht gab. Die ständige musikalische Begleitung aus dem Fußboden weckte schließlich ihren Ehrgeiz. Sie war gerade mal vier Jahre alt, als sie entschied: Ich will auch Klavier spielen.
Das Klavierspielen gefiel Michelle und sie war sehr ehrgeizig – zu ehrgeizig für Robbies Geschmack. Als sie ihr stolz ein Stück für etwas weiter Fortgeschrittene vorspielte, wurde ihre Großtante böse: Was unterstand Michelle sich, nicht die vorgeschriebene Reihenfolge der Stücke einzuhalten! Robbies Strenge und Michelles quirlige Art gerieten mehr als einmal aneinander.

 

… hat an Barack gezweifelt

Mit fünfundzwanzig Jahren arbeitete die Jura-Harvard-Absolventin in einer angesehenen Anwaltskanzlei. Sie verdiente sie mehr, als sich ihre Eltern (Metzger und Sekretärin) jemals hatten träumen lassen, machte haufenweise Überstunden, ging zu Happy Hours mit erfolgreichen Freunden, trug Kostüme von Armani und hatte ein Abo bei einem guten Weinhändler. Eines Tages spazierte ein Sommerpraktikant, den sie betreuen sollte, in ihr Büro. Michelle war mehr als skeptisch. Wie großartig konnte dieser Barack schon sein? Sie hatte häufig erlebt, wie junge schwarze Männer in Anzügen, die einen halbwegs geraden Satz sagen konnten, überschätzt wurden. Zu ihrer ersten Verabredung tauchte er dann auch noch viel zu spät auf. Und das Schlimmste von allem: Er war Raucher!

Schnell aber merkte Michelle, dass dieser Mann tatsächlich etwas Besonderes war. Selten hatte sie jemanden mit so einer selbstbewussten Ausstrahlung getroffen. Er war zwar ihr Praktikant, doch er war älter als sie, weil er vor seinem Studium in Harvard einige Jahre in einer NGO als Community Organizer gearbeitet hatte. Die beiden verstanden sich gut, machten Späße zusammen, konnten offen miteinander reden.

Doch trotz aller Gemeinsamkeiten – Michelle fühlte sich ganz schön überrumpelt, als Barack sie nach einem Date fragte. Sie war schockiert und lehnte dankend ab. Was sollten die Kollegen bitte schön denken, wenn sie plötzlich eine Liebesbeziehung mit dem Praktikanten anfängt? Am 3. Oktober 1992 besiegelten Barack und Michelle Obama ihre schließlich doch entflammte Liebe mit dem Jawort.

 

… hatte keine Lust, Politikerin zu sein

US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden (79) warb um Michelle Obama als Vize – doch sie winkte ab: „Ich interessiere mich nicht für Politik und würde niemals selber antreten.“ Warum die Mutter von zwei erwachsenen Töchtern so denkt? Am Anfang ihrer Zeit im Weißen Haus wurde sie von wilden Tieren in einem wiederkehrenden bösen Traum verfolgt, so Michelle. „Das war damals sehr prägend für mich.“ Sie glaube fest daran, dass man nicht nur mit politischen Ämtern die Welt verändern kann. „Natürlich brauchen wir gute Leute in der Politik, aber wir brauchen auch gute Leute in unseren Schulen, in Hilfsorganisationen, in der Wirtschaft und Unterhaltung und in jedem Teil der Gesellschaft. Das ist in Amerika so und in Deutschland und überall in der Welt.“

 

… hat sich nicht an Konventionen gehalten

Während ihrer Zeit im Weißen Haus hatte sie keine Lust, sich von ihren oder Baracks Beratern vorschreiben zu lassen, wo sie sich engagieren sollte. Obwohl ein großer Druck auf Michelle lastete: Schließlich war sie die erste schwarze First Lady. Ja, sie wollte gut in ihrem Job sein, aber gleichzeitig auch sie selbst bleiben. Also engagierte sie sich für Themen, die ihr schon länger am Herzen lagen: Chancengleichheit, die Förderung von Minderheiten und gesunde Ernährung. Kurzerhand ließ Michelle einen Gemüsegarten auf dem Grundstück des Weißen Hauses anlegen. Sie lud Klassen aus den umliegenden Schulen ein, um ihr und ihrem Team bei der Arbeit zu helfen. So lernten die Kids das Weiße Haus als einen freundlichen Ort in der Nachbarschaft kennen, und die First Lady als nette Frau mit Gummistiefeln
Und die in Chicago geborene Christin machte ihren Job gut: Ihre Initiativen feierten viele Erfolge und zahlreiche Umfragen kürten die unorthodoxe First Lady zur beliebtesten Amerikanerin.

BECOMING von Michelle Obama

BECOMING
Meine Geschichte
Mit neuem Vorwort der Autorin

Goldmann Paperback
€ 18,00

Fotos: ©Miller Mobley / Quelle: BECOMING Meine Geschichte; Blinkist