Mitten im Leben – und plötzlich verändert sich alles. Naomi Watts (56) war gerade einmal 36 Jahre alt, als ihr Körper ihr eine bittere Wahrheit offenbarte: Sie war in den Wechseljahren. Ohne Vorwarnung riss es ihr den Boden unter den Füßen weg. Sie wachte mitten in der Nacht schweißgebadet auf, ihre Haut fühlte sich plötzlich fremd an, ihr Herz raste. „Meine Hormone waren völlig aus dem Ruder gelaufen“, erinnert sie sich.
Für Watts, die sich damals noch mitten in ihrer Familienplanung befand, war die Diagnose ein Schock. Während andere Frauen in ihrem Alter ihre Karriere aufbauten oder Mutter wurden, wurde ihr die biologische Uhr mit einem Schlag aus der Hand gerissen. „Ich hatte das Gefühl, dass mein Körper mich im Stich ließ“, erzählt sie. Doch fast schlimmer als die körperlichen Veränderungen war das Schweigen um das Thema. Niemand sprach über die Wechseljahre, niemand bereitete sie darauf vor. Selbst ihre Ärzte hatten kaum Antworten. Sie fühlte sich allein – so wie viele Frauen, die in diese Phase eintreten und plötzlich merken, dass sie unsichtbar geworden sind.
Naomi Watts: Schauspielerin, Unternehmerin und Buchautorin.
1. Ein Schock mit 36 – die Wechseljahre kamen viel zu früh
Die Symptome trafen Watts mit voller Wucht. Hitzewallungen, Schlaflosigkeit, Migräne und eine emotionale Achterbahnfahrt bestimmten ihren Alltag. Es war, als hätte ihr Körper plötzlich ein Eigenleben entwickelt, ohne dass sie verstand, was da mit ihr geschah. Noch schlimmer: Niemand konnte ihr helfen. Nicht einmal ihre eigene Mutter hatte ihr je von dieser Lebensphase erzählt.
„Ich wusste nicht einmal, was Perimenopause bedeutet. Ich dachte, das betrifft mich erst mit 50. Stattdessen saß ich mit Mitte 30 da und fühlte mich, als wäre ich über Nacht gealtert.“ Watts wollte sich damit nicht abfinden. Doch je mehr sie nach Informationen suchte, desto klarer wurde ihr: Das Thema wurde schlicht ignoriert.
„Ich wusste nicht einmal, was Perimenopause bedeutet. Ich dachte, das betrifft mich erst mit 50. Stattdessen saß ich mit Mitte 30 da und fühlte mich, als wäre ich über Nacht gealtert.“
2. Unsichtbarkeit: Warum Frauen in den Wechseljahren einfach verschwinden
Die Unsichtbarkeit, die Watts in dieser Zeit erlebte, war nicht nur körperlich spürbar, sondern hatte auch eine gesellschaftliche Dimension. Frauen in den Wechseljahren werden oft übersehen, sowohl in Hollywood als auch im echten Leben. Sie hatte es selbst erlebt – die Filmindustrie, die Frauen über 40 kaum noch Hauptrollen zutraut, die Erwartung, sich gegen das Älterwerden zu stemmen, der Druck, jugendlich zu bleiben.
„Frauen werden mit 40 einfach unsichtbar. Plötzlich gibt es keine Hauptrollen mehr, keine spannenden Charaktere. Man wird entweder die verbitterte Ex-Frau oder die Großmutter.“ Doch Watts weigerte sich, still zu bleiben und abzutauchen. Sie wollte nicht nur ihre persönliche Erfahrung teilen, sondern auch etwas verändern.
3. Ein eigenes Unternehmen für die Wechseljahre – und ein Buch, das kein Blatt vor den Mund nimmt
Naomi Watts wollte nicht nur über die Probleme reden – sie wollte sie lösen. Sie gründete „Stripes“, eine Marke speziell für Frauen in der Menopause. Mit Hautpflegeprodukten, Nahrungsergänzungsmitteln und Intimpflege will sie Frauen helfen, sich in dieser Zeit wohler zu fühlen – ohne sich verstecken oder schämen zu müssen.
Begleitend dazu veröffentlichte sie ihr Buch „Dare I Say It – Everything I Wish I Had Known About Menopause“, in dem sie offen über die Höhen und Tiefen dieser Phase spricht. Sie wollte keinen klassischen Ratgeber schreiben, sondern einen ehrlichen Erfahrungsbericht, in dem sich andere Frauen wiederfinden können. „Ich will, dass Frauen wissen: Ihr seid nicht allein. Und es gibt ein Leben nach der Menopause – ein verdammt gutes sogar.“
Das Buch ist auf Englisch und ab dem 16. September 2025 auch auf Deutsch erhältlich.
„Ich will, dass Frauen wissen: Ihr seid nicht allein. Und es gibt ein Leben nach der Menopause – ein verdammt gutes sogar.“
4. Hollywoods falsche Prophezeiung: Mit 40 ist Schluss?
Watts weiß, wie es sich anfühlt, unterschätzt zu werden. Auch in ihrer Karriere musste sie lange kämpfen, bis sie ernst genommen wurde. Während viele Schauspielerinnen bereits in ihren Zwanzigern durchstarten, kam ihr großer Durchbruch erst mit 33 Jahren in David Lynchs „Mulholland Drive“. Zuvor hatte sie unzählige Absagen kassiert, wurde als „zu gewöhnlich“ oder „nicht der richtige Typ“ abgestempelt.
Als sie es endlich geschafft hatte, bekam sie sofort die nächste Warnung: „Mit 40 ist deine Karriere vorbei. Dann will dich niemand mehr sehen.“ Watts erinnert sich daran, wie sie schockiert über diese Aussage war. Frauen über 40, so hieß es in Hollywood, seien nicht mehr sexy genug, um Hauptrollen zu spielen. Doch sie bewies das Gegenteil. Sie wurde für den Oscar nominiert, spielte in erfolgreichen Filmen wie „The Impossible“ oder „King Kong“ und ist heute mit über 50 erfolgreicher denn je.
Die Traumfabrik hatte sie längst abgeschrieben – doch Watts zeigte, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehörte. Sie beweist, dass Frauen nicht mit 40 aufhören, interessant zu sein. Ihre Geschichten werden sogar noch besser.
5. Neues Leben, neue Liebe – und ein neues Kapitel mit 50
Auch privat hat Watts einige Höhen und Tiefen erlebt. Sie war elf Jahre lang mit Schauspieler Liev Schreiber zusammen, mit dem sie zwei Kinder hat. Doch 2016 kam die Trennung, und Watts musste sich in ein neues Leben einfinden. Sie hat es geschafft, mit Schreiber eine moderne Patchwork-Familie zu erhalten und sich gleichzeitig wieder neu zu verlieben. 2023 heiratete sie den Schauspieler Billy Crudup. Heute beschreibt sie ihre Beziehung als „ein neues Kapitel voller Leichtigkeit und Gelassenheit“.
Watts hat in ihrem Leben vieles hinterfragt, vieles erlebt und sich immer wieder neu erfunden. „Die Menopause kann das Zeitalter der Befreiung sein. Einige der glücklichsten Frauen, die ich kenne, sind in ihren 50ern – weil sie endlich tun können, was sie wollen.“ Diese Einstellung spiegelt sich in allem wider, was sie tut. Sie hat das Tabu der Wechseljahre gebrochen, spricht offen über Dinge, die viele Frauen aus Scham verschweigen, und zeigt, dass Altern nicht das Ende von Karriere, Schönheit oder Lebensfreude ist.
Der Mann an iher Seite Billy Crudup, einigen bestimmt bekannt aus der Serie „The Morningshow“.
„Die Menopause kann das Zeitalter der Befreiung sein. Einige der glücklichsten Frauen, die ich kenne, sind in ihren 50ern – weil sie endlich tun können, was sie wollen.“
Was wir von Naomi Watts lernen können
Vielleicht stehst du selbst gerade vor dieser Phase des Lebens oder kennst Frauen, die sich damit auseinandersetzen. Naomi Watts zeigt uns, dass es an der Zeit ist, offen darüber zu sprechen – und den Wechsel nicht als Ende, sondern als Anfang zu sehen. Es ist Zeit, die Unsichtbarkeit zu durchbrechen und das Älterwerden nicht als Makel, sondern als eine neue Freiheit zu begreifen.
Genau wie Naomi Watts wollen auch wir das Tabu brechen und Frauen dabei unterstützen, diese Lebensphase selbstbewusst zu durchleben. Denn jede Frau verdient es, sich gesehen, gehört und verstanden zu fühlen.

Nicht verpassen:
Naomi Watts spricht in Oprah Winfreys neuer Primetime-Sendung über die Wechseljahre. „An Oprah Winfrey Special: The Menopause Revolution“ läuft am 31. März um 22:00 Uhr EDT auf ABC und ist danach auf Disney+ und Hulu verfügbar.
Fotos: @naomiwatts, @nytimes, @davis.bates, @oprah, @gettyimages, @stripesbeauty