Stil ist zeitlos: Stylistin Silke verrät, wie du in den Wechseljahren selbstbewusst und authentisch bleibst

Juni 7, 2025

Silke ist der beste Beweis dafür, dass Stil und Mode immer mit einem selbst wachsen können! Als Stylistin hat sie im Laufe der Jahre ihren Ansatz immer wieder neu definiert – von der anfänglichen Faszination für schnelle Trends hin zu einer viel tiefergehenden Betonung von Authentizität und Individualität. Besonders inspiriert hat sie ihre Zeit in Dubai, wo sie den kulturellen Schmelztiegel hautnah erlebt hat. Diese Erfahrungen haben ihren Blick auf Mode geprägt und ihr geholfen, noch vielseitiger und offener für unterschiedliche Stilrichtungen zu werden.

In unserem Interview verrät Silke (60), wie sie Frauen 50+ dabei unterstützt, ihren persönlichen Stil zu finden, der nicht nur ihre äußere Erscheinung unterstreicht, sondern auch ihr Selbstbewusstsein stärkt. Es geht ihr dabei nicht nur um Mode, sondern auch darum, wie Stil uns in jeder Lebensphase dabei helfen kann, uns wohlzufühlen, unsere Einzigartigkeit zu leben und uns selbst treu zu bleiben. Sie spricht auch darüber, wie der Wandel des eigenen Körpers, insbesondere in den Wechseljahren, ihre Arbeit beeinflusst hat und wie Nachhaltigkeit mittlerweile ein fester Bestandteil ihres Ansatzes geworden ist. Für Silke ist Mode nie nur eine Frage des Alters, sondern vor allem eine Möglichkeit, das Leben bewusst und mit Freude zu gestalten.

dieAlte: Was hat dich ursprünglich dazu inspiriert, Stylistin zu werden, und wie haben sich deine Ansichten und Arbeitsweisen im Laufe der Jahre weiterentwickelt? Welche Erfahrungen und Einflüsse haben deinen Weg als Stylistin geprägt?

Silke Ahlden: Meine Leidenschaft für Mode begann schon früh – Kleidung war für mich immer mehr als nur ein Outfit, sie war Ausdruck von Persönlichkeit. Inspiriert haben mich vor allem Frauen aus meinem Umfeld, die stilvoll waren, ohne sich über Mode zu definieren. 

Heute arbeite ich viel bewusster: Nicht Trends stehen im Mittelpunkt, sondern die Individualität meiner Kundinnen – besonders Frauen 50+. 

Mein Ziel ist es, sie dabei zu unterstützen, sich selbst wiederzuerkennen – durch einen Stil, der zu ihrem Leben passt. Über die Jahre hat sich meine Arbeit stark weiterentwickelt. Früher lag mein Fokus stärker auf Trends und modischen Statements, heute stehen Authentizität, Komfort und Alltagstauglichkeit im Mittelpunkt.

 

Ist es heute anders mit 60 als mit Mitte 30? Oder besser gesagt: Ziehen wir uns heute anders an? Oder sollten wir das? Thema: Altersgerecht?

Ja, es ist anders – und das ist auch gut so. Aber nicht im Sinne von „altersgerecht“ im klassischen Sinn. Mit 60 haben wir eine andere Haltung zum Leben, mehr Erfahrung, mehr Selbstsicherheit. Das darf – und sollte – sich auch im Stil zeigen.

Es geht weniger darum, was wir tragen dürfen, sondern wie wir uns darin fühlen. Mit 30 experimentieren wir oft noch, mit 60 wissen wir meist viel genauer, wer wir sind. Der Fokus verschiebt sich: Qualität statt Masse, Komfort ohne Stilverzicht, Persönlichkeit statt Trend-Hype. 

Also ja – wir ziehen uns anders an. Nicht, weil wir müssen, sondern weil wir können. Altersgerecht? Lieber lebensgerecht.

 

Welche Mode-Ikonen oder Designer haben dich während deiner Karriere inspiriert, und hat sich diese Inspiration über die Jahre hinweg verändert?

Mich inspirieren Frauen, die ihren eigenen Stil leben – jenseits von Konventionen. Jenna Lyons mit ihrer lässigen Eleganz und ihrem Gespür für Proportionen, Vivienne Westwood für ihre rebellische Haltung und den Mut zur Provokation, und Sienna Miller für ihren entspannten Boho-Style, der trotzdem nie beliebig wirkt. 

Früher lag mein Fokus stärker auf dem Look – heute interessiert mich mehr die Haltung dahinter. Was Stil für mich ausmacht, ist nicht Perfektion, sondern Persönlichkeit. Und genau das verkörpern diese Frauen.

„Was Stil für mich ausmacht, ist nicht Perfektion, sondern Persönlichkeit.“

Als persönlicher Style Coach™ möchte Silke Frauen dabei helfen, ihren einzigartigen Stil zu finden und sich jeden Tag fantastisch zu fühlen und auszusehen.

Wie kannst du Mode und Stil nutzen, um das Selbstbewusstsein einer Frau in den Wechseljahren zu stärken, insbesondere, wenn sich ihr Körper und ihre Bedürfnisse verändern?

In den Wechseljahren verändert sich viel – körperlich und emotional. Genau deshalb ist Stil gerade jetzt so wichtig: Er kann Halt geben, stärken, sichtbar machen. Mein Ansatz: Nicht kaschieren, sondern betonen, was da ist. Bequem muss nicht langweilig sein, und lässig heißt nicht nachlässig.



Ich lege grossen Wert auf die richtigen Stoffe und auf jeden Fall Struktur und Körper des Kleidungsstück.

Ich helfe Frauen, ihren Stil an ihr jetziges Ich anzupassen – nicht an alte Vorstellungen oder vermeintliche Regeln. Wenn Kleidung sich gut anfühlt, spiegelt sie das auch nach außen – und genau das stärkt das Selbstbewusstsein.

 

Wie kann man bei der Auswahl von Kleidung hormonelle Schwankungen und Symptome wie Hitzewallungen berücksichtigen, ohne dass der Stil darunter leidet, und trotzdem stilvoll und bequem bleiben?

Gerade bei Hitzewallungen oder hormonellen Schwankungen ist es wichtig, Kleidung zu wählen, die atmungsaktiv, leicht und flexibel ist – ohne auf Stil zu verzichten. Ich empfehle Materialien wie Leinen, Baumwolle oder Tencel und Bambus, die Temperatur ausgleichen und angenehm auf der Haut liegen. Der Schnitt spielt ebenfalls eine große Rolle: Layering mit offenen Blusen, luftige Kleider, lockere Hosen mit Gummibund – alles, was Bewegungsfreiheit gibt und schnell angepasst werden kann.

Stilvoll heißt nicht eng oder schwitzig – sondern klug kombiniert. Mein Ziel ist: Wohlfühlen, Bequemlichkeit jedoch stilvoll. Denn wer sich körperlich entspannt fühlt, strahlt das auch modisch aus.

 

Welche modischen Tipps hast du für Frauen 40+? Gibt es da Unterschiede zu den Tipps für jüngere Frauen?

Ab 40 beginnt ein neuer Stilabschnitt – mit mehr Klarheit, Eigenständigkeit und einem anderen Anspruch ans Anziehen. Mein Tipp: Setze auf tragbare Lieblingsstücke mit Substanz. Achte auf Materialien, die sich gut anfühlen, und Schnitte, die Bewegungsfreiheit geben, ohne an Ausdruck zu verlieren.

Ein gutes Styling lebt nicht von Trends, sondern von Authentizität. Farben, die dich strahlen lassen, Accessoires mit Charakter und Stücke, die du immer wieder neu interpretieren kannst – das bringt Freude und Leichtigkeit in den Alltag. 

Und ja, die Empfehlungen unterscheiden sich von denen für Jüngere – nicht aus modischer Vorsicht, sondern weil das Leben andere Schwerpunkte setzt

„In den Wechseljahren verändert sich viel – körperlich und emotional. Genau deshalb ist Stil gerade jetzt so wichtig: Er kann Halt geben, stärken, sichtbar machen. Mein Ansatz: Nicht kaschieren, sondern betonen, was da ist.“

Du hast lange im Ausland gelebt, zuletzt sechs Jahre in Dubai. Wie gehen Frauen dort mit dem Älterwerden und Styling um? Sind Frauen 40+ sichtbar?

Dubai ist ein echter Schmelztiegel verschiedenster Kulturen, deshalb gibt es keine allgemeingültige Antwort darauf. Frauen 40+ hier sind unglaublich vielfältig – von sehr konservativ bis modern, von traditionell gekleidet bis super fashion-forward. Jede Kultur bringt ihre eigenen Vorstellungen von Stil und Altersdarstellung mit.

Was ich beobachtet habe: Viele Frauen legen großen Wert auf gepflegtes Auftreten und einen individuellen Stil, der sowohl kulturelle Wurzeln als auch persönliche Vorlieben widerspiegelt. Sichtbarkeit bedeutet oft Eleganz und Klasse statt Lautstärke. Gerade die internationale Community nutzt Mode, um ihre Persönlichkeit und Erfahrung auszudrücken.

Kurz gesagt: Frauen 40+ sind in Dubai auf ganz unterschiedliche Weise präsent – und genau das macht die Stadt so spannend.

 

Wie gehst du mit der zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeit und ethischer Mode um?

Nachhaltigkeit ist für mich kein Trend, sondern eine Einstellung und heute selbstverständlich. Ich ermutige meine Kundinnen, bewusster zu kaufen: weniger, aber besser. Statt ständig Neues zu shoppen, geht es darum, Bestehendes neu zu kombinieren, Qualität über Quantität zu stellen und den eigenen Stil wirklich zu kennen.

Ich arbeite bevorzugt mit Labels, die fair produzieren, und zeige, wie vielseitig Basics und Secondhand-Schätze sein können. Nachhaltiger Stil beginnt im Kleiderschrank – nicht im Onlineshop.

„Viele denken, Styling sei nur “schön anziehen” oder etwas Oberflächliches – dabei steckt viel mehr dahinter. Es geht nicht nur um Mode, sondern um Menschen. Um Zuhören, Verstehen, Übersetzen von Persönlichkeit und Lebensstil in Kleidung. „

Was sind die häufigsten Missverständnisse, die Menschen über die Arbeit eines Stylists haben?

Viele denken, Styling sei nur “schön anziehen” oder etwas Oberflächliches – dabei steckt viel mehr dahinter. Es geht nicht nur um Mode, sondern um Menschen. Um Zuhören, Verstehen, Übersetzen von Persönlichkeit und Lebensstil in Kleidung.

Ein weiteres Missverständnis: Dass Styling nur etwas für Promis oder „Fashionistas“ ist. In Wahrheit profitieren gerade ganz normale Frauen im Alltag davon – wenn der Kleiderschrank wieder passt, das morgendliche Anziehen leichter fällt, und man sich im eigenen Look wirklich wohlfühlt. Und oft wird unterschätzt, wie viel psychologisches Feingefühl dazugehört. Es geht nicht um perfekte Outfits – es geht darum, Selbstsicherheit und Leichtigkeit durch Kleidung zu fördern.

 

Wenn du die Möglichkeit hättest, deinem 30 Jahre jüngeren Ich heute einen Rat zum Thema Styling zu geben, was würdest du ihm sagen und welche Erfahrungen aus deiner Karriere würdest du teilen, um deinem früheren Selbst zu helfen, sich noch sicherer und stilbewusster zu fühlen?

Auf jeden Fall mehr Mut, Dinge auszuprobieren, und weniger Fokus auf vermeintliche Regeln. Stil ist nichts, das man sich „anzieht“ – er wächst mit dir. Du musst nicht jedem Trend hinterherlaufen oder dich verbiegen, um dazuzugehören. Trage, was dir Freude macht. Was dich stärkt. Was dich zeigt, statt dich zu verstecken.

Aus heutiger Sicht weiß ich: Die besten Looks entstehen, wenn du auf dein Bauchgefühl hörst und einfach Dinge ausprobierst. Kleidung kann so viel mehr sein als schön – sie kann dich tragen, an schlechten Tagen aufrichten und an guten Tagen unterstreichen, wer du bist.

Auf bessere Qualität bei der Kleidung zu achten, denn das sind die Teile, die halten. Ich würde meinem jüngeren Ich Mut machen, nicht perfekter, sondern echter zu sein.

„Stil ist nichts, was man sich „anzieht“ – er wächst mit dir.“

Was war das eine Freude als wir uns auf dem M.STORIES-Festival im März getroffen hatten.

Weitere Infos zu Personal Style Coach™ Silke Ahlden findest du hier: www.silkestyles.com oder auf Instagram: @silke_styles

Fotos: www.silkestyles.com