Schlafstörungen, Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen – die Wechseljahre haben es in sich. Auch Bettina (50) brauchte eine Weile, um zu erkennen: Dahinter stecken hormonelle Veränderungen. Doch statt sich damit abzufinden, ging sie Schritt für Schritt ihren eigenen Weg – zurück zu mehr Energie, Klarheit und Lebensfreude. Und entdeckte dabei das Konzept von Longevity für sich.
Unterstützt wurde sie dabei von ihrem Mann, der eine Praxis für Epigenetik führt. Klingt kompliziert – ist aber ein spannenden Ansatz, der zeigt, wie Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Schlaf oder Stress unsere Gesundheit langfristig beeinflussen. Dieser ganzheitliche Ansatz hat Bettinas Weg entscheidend geprägt.
In diesem ehrlichen Interview erzählt sie, wie bioidentische Hormone, Mikronährstoffe, gezielte Gesundheitschecks und ein neuer Umgang mit Ernährung und Alltag ihr Leben verändert haben. Ein Gespräch, das Mut macht – und zeigt, wie viel Kraft in bewusster Selbstfürsorge steckt.
dieAlte: Wie hast du gemerkt, dass dein Hormonhaushalt aus dem Gleichgewicht geraten ist? Welche körperlichen und emotionalen Veränderungen hast du erlebt?
Bettina Kraft: Alles begann mit Herzrhythmusstörungen, Panikattacken, migräneartigen Zykluskopfschmerzen und jahrelangen, schlaflosen Nächten – über ein Jahrzehnt lang. Ich war Mitte/Ende 30. Zunächst waren es nur subtile Symptome, die ich nicht einordnen konnte. Heute weiß ich genau, was los war. Emotional war ich erschöpft – ohne echte Erholung, ständig unter Strom, mit kleinen Kindern und vielen Pflichten, aber ohne nährenden Boden. Mit Anfang 40 kamen Gelenkschmerzen und Hitzewallungen dazu – als hätte ich nicht schon genug zu ertragen.
Wann wurde dir bewusst, dass es sich um die Wechseljahre handelt?
In den ersten Jahren brachte ich meine Symptome nicht mit der Perimenopause in Verbindung – ich war viel zu beschäftigt. Ich nahm mir keine Zeit, innezuhalten und mich selbst zu spüren. Ich hatte kleine Kinder mit Hobbys, einen Mann, der Karriere machte. Der ständige Schlafmangel raubte mir Energie, gesunde Gewohnheiten rückten in den Hintergrund. Um durch den Tag zu kommen – ich wachte regelmäßig um 2:30 Uhr auf – griff ich oft zu Essen, um mir so Energie für den Tag zu holen. 12 kg nahm ich in dieser Zeit zu.
Welche Rolle spielt für dich die Hormonersatztherapie (HRT) mit bioidentischen Hormonen – und hat sich deine Lebensqualität verändert?
Wir sind heute viel weiter, was HRT betrifft: bessere Präparate, neue Studien, mehr Aufklärung – und endlich ist das Thema Wechseljahre kein Tabu mehr. Fakt ist: Mit dem Rückgang der Eierstockfunktion verlieren wir Hormone, die essenziell für unser Wohlbefinden und gesundes Altern sind. Für mich ist HRT deshalb kein kurzfristiger Übergang, sondern – wie meine Nahrungsergänzungsmittel – ein Teil meines Lifestyles und meiner Longevity-Reise geworden. Wir müssen einfach verstehen, dass diese Hormone uns Frauen helfen, länger gesund zu bleiben, chronischen Krankheiten wie Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose vorzubeugen (und das sind nur einige Beispiele).
„Sind Hormone im Gleichgewicht und die Nährstoffspeicher gut gefüllt, verändert sich dein Körper spürbar. Kombiniert mit Bewegung, Ernährung und einem gesunden Mindset kommt vieles wieder ins Lot – das habe ich selbst erlebt.“
Welche Nährstoffe sind deiner Meinung nach in den Wechseljahren besonders wichtig, und warum spielen sie in dieser Lebensphase eine so entscheidende Rolle für die Gesundheit?
Nährstoffe sind individuell – jede Frau hat andere Bedürfnisse. Eine pauschale Empfehlung ist daher schwierig. Was ich aber jeder Frau – besonders in den Wechseljahren – ans Herz legen würde: Vitamin D in Kombination mit Vitamin E, K und A, denn sie sind essenziell für zahlreiche Körperfunktionen.
Auch wichtig: ein hochwertiger Mineralkomplex, Magnesium (am besten in verschiedenen Formen) und Omega-Fettsäuren. Die Vorteile von Omega-3-Fettsäuren sind immens und werden oft unterschätzt, aber sie sind so wichtig und unterstützen deine Zellgesundheit – und wer sie regelmäßig nimmt, sieht oft sichtbare Verbesserungen.
Magnesium ist ein echtes Powerhorse: Es kann beim Schlafen helfen, das Gehirn entspannen, ist gut für die Muskulatur und hilft dir zu relaxen. Kollagen finde ich auch immens gut für Haut, Knochen und Bindegewebe. Und nicht zu vergessen: Ballaststoffe und Proteine! Wir nehmen zu wenige Ballaststoffe zu uns, sie sind essenziell für die Darmgesundheit. Und dass gute Eiweiße sehr wertvoll für unsere Muskulatur sind, das wissen die meisten mittlerweile auch. Daher sollte der Fokus hier ebenfalls auf Proteine gesetzt werden.
Natürlich braucht es noch mehr – aber wie viel, wann und was genau, hängt von deiner individuellen Situation ab.
Welche Gesundheits-Checks und Tests sollten Frauen in den Wechseljahren deiner Meinung nach regelmäßig durchführen lassen?
Regelmäßige Krebsvorsorge beim Gynäkologen ist eine wichtige Basis – damit lässt sich organisch vieles abklären. Wer dabei zusätzlich kompetente Hormonberatung bekommt, hat echtes Glück! Leider fehlt diese Expertise noch bei vielen Gynäkolog:innen.
Ein regelmäßiger Präventions-Check alle 3–4 Monate ist ideal, um im Überblick zu bleiben – besonders therapiebegleitend. Zeigen sich dabei Auffälligkeiten, sollten gezielte Blutanalysen folgen – sinnvoller als pauschale Rundumtests, die oft unnötig Geld und Blut kosten. Und: Unsere Knochengesundheit gehört unbedingt dazu – ein Osteoporose-Screening ist essenziell, gerade in den Wechseljahren.
Da viele Frauen unter metabolischem Syndrom und Stoffwechselstörungen leiden, finde ich es empfehlenswert, ein- bis zweimal im Jahr einen Zuckersensor wie zum Beispiel FreeStyle Libre zu nutzen, um zu sehen, wie der eigene Stoffwechsel auf Zucker reagiert. Oft kann man hier sehr viele interessante Dinge über seinen Stoffwechsel herausfinden und dadurch auch präventiv einer Typ-2-Diabetes vorbeugen, bevor es zu spät ist. In unserer Praxis verbinden wir den Sensor mit dem Therapeuten, und somit können wir in Echtzeit sehen, wie der Körper auf Nahrung reagiert und was dann therapeutisch zu tun ist.
Du empfiehlst einen Präventions-Check – warum ist das aus deiner Sicht gerade jetzt so wichtig?
Vitamin- und Mineralstoffhaushalt und Hormonmanagement gehen Hand in Hand. Sie schließen sich nicht aus, sondern wirken in Synergie. Viele Hormondefizite – nicht nur in den Wechseljahren – lassen sich durch gezielte Mikronährstofftherapie sehr gut komplementieren und wirken unterstützend.
Der Präventionscheck ist genial: Denn bevor wir Hormondysbalancen diskutieren, sollten wir zuerst andere körperliche Defizite erkennen. Genau das leistet dieser Test: Er gibt in wenigen Minuten einen klaren Überblick über essenzielle Mineralien, zeigt Belastungen durch Schwermetalle und macht sichtbar, wie all das deinen Stoffwechsel, dein Altern und deine Vitalität beeinflusst. Das Beste: Er ist schnell, kosteneffizient – und mit einem kompetenten Gesundheitscoach an deiner Seite wird er zur optimalen Grundlage für deine Gesundheitsreise. Dafür nehmen wir uns in der Epigenetik-Praxis Zeit, denn echtes Zuhören ist der erste Schritt.
„Unsere Gene, gut oder schlecht, sind nicht unser Schicksal! Dank der Epigenetik wissen wir heute, dass Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung, Stressmanagement, Schlaf, Umweltbelastungen und gezielte Nährstoffversorgung einen großen Einfluss darauf haben (…)“
Wie beeinflusst unsere genetische Veranlagung die Wechseljahre – und was kann man tun, um die eigenen Gene positiv zu beeinflussen?
Ich bin keine Wissenschaftlerin – aber ich habe mich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, vor allem weil mein Mann Reiner eine Praxis für Epigenetik betreibt und mich auf diesem Weg fachlich begleitet und inspiriert hat. Dadurch habe ich viel über den Zusammenhang zwischen Genetik, Lebensstil und Gesundheit gelernt.
Unsere Gene sind unser Grundriss. Wir werden damit geboren und haben alle sehr individuelle Genetik. Einige Gene werden natürlich vererbt, und somit sind viele Dinge genetisch vorprogrammiert. Wann wir etwa in die Wechseljahre kommen oder wie anfällig wir für bestimmte Krankheiten sind, kann man schon in die Wiege gelegt bekommen.
Aber hier kommt die Epigenetik ins Spiel: Unsere Gene, gut oder schlecht, sind nicht unser Schicksal! Dank der Epigenetik wissen wir heute, dass Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung, Stressmanagement, Schlaf, Umweltbelastungen und gezielte Nährstoffversorgung einen großen Einfluss darauf haben, wie unsere Gene sich ausdrücken – und ob risikobehaftete Gene „aktiviert“ werden oder nicht. Wie einen Lichtschalter kann man sie ein- oder ausschalten. Ist das nicht wundervoll?
Wenn wir also unsere genetischen Blueprints kennen (zum Beispiel durch einen DNA-Test), können wir gezielt vielen Krankheiten vorbeugen, bevor sie überhaupt entstehen. Damit schaffen wir die besten Voraussetzungen für echte Longevity.
Du arbeitest mit sogenannten Longevity-Protokollen – was steckt dahinter und wie unterstützt das den Alltag?
Ein Longevity-Protokoll ist wie ein maßgeschneidertes Rezept – individuell abgestimmt auf deinen Körper, deine Schwachstellen und dein Wohlbefinden. Es umfasst Ernährung, gezielte Nährstofftherapie, Schlafqualität, Mindset, Bewegung und Achtsamkeit.
Ich vergleiche es gern mit einem Puzzle: Viele kleine Teile formen nach und nach ein neues, stimmiges Bild von dir. Dabei geht es nicht um radikale Schritte, sondern um bewusste Veränderungen im Alltag – also kleine, stetige Schritte. Wer sich auf diese Reise begibt – und das sehen wir so oft in der Praxis – wird viele Veränderungen an sich merken. Erst kleinere, dann größere. Wenn du gut zu deinem Körper bist und alles adressierst, was er jahrelang kompensiert hat, wirst du erkennen, was dein Körper wirklich braucht.
Wenn du bisher zum Beispiel spät gegessen oder abends regelmäßig ein Glas Wein getrunken hast und dies im Rahmen deines Protokolls nur noch gelegentlich tust, wirst du sehen, wie sensibel dein Körper reagieren wird.
Viele lehnen das ab, viele denken, das Glas Wein muss sein. Ich denke, 80/20 ist die beste Regel für Genuss und Longevity. Dadurch erschaffst du viele positive Veränderungen für deinen Körper. Du musst aber dein „Warum“ definieren. Wenn die chronischen Krankheiten erst einmal da sind, ist es schwerer, als ihnen vorzubeugen.
Und ja – wir lieben Daten! Deshalb nutzen wir Tools, die diese Veränderungen messbar machen. So kannst du zum Beispiel konkret sehen, wie sich spätes Essen oder Alkohol auf deinen Schlaf, deine HRV oder deinen Blutzucker auswirken.
„Ich denke, 80/20 ist die beste Regel für Genuss und Longevity. Dadurch erschaffst du viele positive Veränderungen für deinen Körper.“
Was ist dein langfristiges Ziel in Bezug auf Gesundheit und Älterwerden?
Mein langfristiges Ziel ist es, gesund zu altern. Ich bin mir bewusst, dass wir alle mal sterben. Aber mir ist – durch persönliche Erfahrungen in der Familie – klar geworden, dass die Art und Weise, wie wir unsere Lebensreise vollenden, von uns selbst stark beeinflusst werden kann (Epigenetik, Mindset etc.).
Ich möchte, wenn ich am Ende meiner Reise bin, nicht lange chronisch krank sein, sondern einen kurzen Weg haben, bis mein Körper stirbt.
Auf dem Weg dorthin lerne ich viel über mich, versuche weiterhin, vieles zu optimieren: Mindset, Bewegung, Ernährung und Schlaf. Ich wünschte oft, ich hätte das heutige Wissen früher anwenden können. Ich bin sehr dankbar, dass ich bereits viel für mich umsetzen konnte und weiterhin viel lernen darf – und dass ich Anstöße für andere Frauen geben kann, ihre eigene Longevity-Reise zu beginnen.
Und zuletzt: Welchen Longevity-Leitfaden möchtest du anderen Frauen mit auf den Weg geben?
Ich würde jeder Frau raten: Werde still und spüre in dich hinein. Wir sind oft viel zu beschäftigt und laut, um zu hören, was unser Körper und unser Bauchgefühl uns sagen wollen.
Sei aktiv, suche dir Hilfe, tausche dich aus und sei deine eigene Anwältin, wenn es um Gesundheit geht. Wir müssen heute mitreden können, wenn es um unseren Körper geht. Ärzte sind nicht immer die Lösung für alles. Lies die Bücher von Sheila de Liz, Dr. Orfanos-Boeckel, Judith Bildau und vielen anderen, die wunderbare Texte zu diesem Thema verfasst haben.
Und: Sei sanft zu dir. Viele Frauen sind viel zu hart mit sich selbst. Ich finde, echte Stärke zeigt sich auch darin, zu sagen: „Ich kann heute nicht.“ Wir sind keine Roboter, sondern Frauen!
„Sei sanft zu dir. Viele Frauen sind viel zu hart mit sich selbst. Ich finde, echte Stärke zeigt sich auch darin, zu sagen: „Ich kann heute nicht.“ Wir sind keine Roboter, sondern Frauen!“
Was ist Epigenetik?
Epigenetik erforscht, wie unser Lebensstil – etwa Ernährung, Bewegung oder Stress – die Aktivität unserer Gene beeinflusst, ohne dabei deren DNA zu verändern. Denn nicht die Gene allein bestimmen, was in unserem Körper passiert – entscheidend ist, welche von ihnen „angeschaltet“ werden.
Einflussfaktoren sind zum Beispiel:
- Ernährung & Mikronährstoffe
- Bewegung & Schlaf
- Stress & mentale Belastung
- Umweltgifte & Entzündungsprozesse
Die gute Nachricht: Wir können aktiv Einfluss auf unsere Gesundheit nehmen, indem wir diese Faktoren gezielt verbessern. Genau hier setzt Reiners Arbeit an.
In der Epigenetik-Praxis in Lahnau (epigenetikpraxis.de) bietet Reiner:
- Moderne Laboranalysen zur Bestimmung individueller Belastungen und Bedürfnisse
- Persönliche Beratung zu Ernährung, Entgiftung,
- Mikronährstoffen und Lebensstil
- Ganzheitliche Strategien, um Selbstheilungskräfte zu aktivieren und neue Energie zu gewinnen
Weitere Infos zu Bettina findest du hier auf Instagram: @the_g_oo_d_life
Fotos: Bettina Kraft
Longevity, was für ein spannendes Thema. Wenn du noch mehr darüber wissen willst empfehle ich dir das Interview mit Nina Ruge „Jung bleiben ist kein Zufall – sondern Wissenschaft!“ – Nina Ruge über Longevity & die Zukunft des Alterns“


