Menopause? Bleib cool, Baby!
So werden die Wechseljahre zum guten Abenteuer

Dez 8, 2022

Sie selbst hat die Zeit der Wechseljahre als eine des Wandels und der gemischten Gefühle erlebt – oft zum Verzweifeln, aber in der Regel zum Lachen, Augenrollen und: weitermachen. Nina Goldhammer (51) hat Seiten an sich entdeckt, die ihr selbst völlig neu waren. Einige davon liebte die Bloggerin auf Anhieb, mit anderen musste sie sich erst anfreunden. Noch länger hat sie sich die Frage gestellt, ob das, was sie gerade fühlt und erlebt, überhaupt noch zu ihrer Persönlichkeit gehört oder ob das einfach nur die Hormone sind. Heute weiß Nina, wie lächerlich die Frage eigentlich war, denn die Autorin sieht das heute so: Ganz gleich, wo es herkommt: Das alles bist Du. Dieser ganze Wandel, den Du durchmachst, sorgt auch dafür, dass das Korsett aus angepassten Verhaltensweisen, Denkmustern, Zweifeln, unbequemen Klamotten, zweifelhaften Pflichten und eigener Karrieregeilheit deutliche Risse bekommt. Und wenn die ersten Herausforderungen, die so was unweigerlich mit sich bringt, einmal gemeistert sind, wirst Du feststellen, dass unter dieser 30er- oder 40er-Schale ein erfahrener, gelassener und selbstsicherer Mensch zum Vorschein kommt, der sich nicht mehr vieles sagen lässt und bereit ist für neue Abenteuer.

dieAlte:„Alles in allem fühlt es sich ein bisschen an wie in der Pubertät, nur krasser und besser gekleidet.“ Das ist ein Satz aus deinem Buch „Cool bleiben! Das sind doch nur die Wechseljahre“. War es auch so bei Dir? Wie in der Pubertät nur krasser?

Nina: Ja, genauso! Ich habe die erste Zeit der Wechseljahre als eine empfunden, in der ich mich komplett transformieren musste, weil sich der Weg, den ich eingeschlagen hatte, plötzlich nicht mehr richtig anfühlte. Auf einmal habe ich mir ganz viele zentrale Fragen gestellt: Mache ich das, was ich tagtäglich mache, eigentlich noch gern? Erfüllt mich mein Job? Ist das, was ich den Menschen seit Jahren als meine Leidenschaft verkaufe, eigentlich wirklich noch meine Leidenschaft?

Ich war 48, Führungskraft in einer Werbeagentur und zum ersten Mal in meinem Leben regelrecht verzweifelt aus der Spur geraten. Wenn Du auf einmal das Gefühl hast, in die falsche Richtung unterwegs zu sein, nützt dir auch dein schöner Sportwagen nichts mehr.

Ich habe gekündigt und mich selbstständig gemacht. Das war hart und schön zugleich. Ich bin in ein gutes Abenteuer nach dem anderen hineingeraten.

Perfektes Stichwort, das Abenteuer, welches ist Deins?

Wo soll ich anfangen? Ich habe einen Blog gestartet, der heute unter www.nina-gold.de den modernen 50 plus Lifestyle kultiviert, den ich und viele Frauen leben. NINA GOLD zeigt, wie schön und gelassen wir alle älter werden können, wenn wir uns mal locker machen. Durch den Blog habe ich nicht nur ganz großartige Menschen (wie dich: -)) kennengelernt, sondern ich habe auch zu meiner eigenen Stimme zurückgefunden. Das Bloggen hat mir mein kreatives Leben gerettet.

Ein weiteres Abenteuer ist mein Buch „Cool bleiben! Es sind doch nur die Wechseljahre“. Es ist eine Sammlung aus Momentaufnahmen, viele davon habe ich selbst erlebt, einige habe ich bei Freundinnen aufgeschnappt. Mir war wichtig, dem Raum zu geben, was in Deinem Kopf und in Deinem Herzen vorgeht, und das ist eine ganze Menge, wenn Du in den Wechseljahren bist. Wir kennen über 30 Symptome, aber das Gefühl, wenn Du aus dem Kokon Deiner 40er in Deine neue zweite Lebenshälfte steigst, ist schwer mit einem einzigen Wort zu beschreiben. Ich habe mehrere Kapitel gebraucht.

Darüber hinaus habe ich mit 50 angefangen, als Bestager Model zu arbeiten. Wie vieles in meinem Leben war das Zufall und hat mir von der ersten Sekunde an totalen Spaß gemacht. Da ich seit über zwanzig Jahren in der Werbebranche arbeite, war ich zwar mit Shootings vertraut und fühle mich in dieser Welt auch zu Hause. Aber ich hätte nie gedacht, dass es mich mal für Marken wie Gitti oder Paula’s Choice vor die Kamera verschlägt.

„Wir kennen über 30 Symptome, aber das Gefühl, wenn Du aus dem Kokon Deiner 40er in Deine neue zweite Lebenshälfte steigst, ist schwer mit einem einzigen Wort zu beschreiben.“

Superspannend, gab es aber auch Momente, wo Du mit Dir gestrugglet hast? Wo es nicht so rund lief oder mehr holperte?
Ja, einige. Viele. Ich bin ein Mensch, der sich immer ganz stark von seiner Intuition hat leiten lassen. Plötzlich war dieser innere Kompass komplett im Off, und ich hatte große Probleme, mich in meinem eigenen Leben zu orientieren.
Dazu kamen Symptome, die ich nicht als solche erkannt habe: Ich hatte starke Konzentrationsprobleme und null Bock mehr auf nichts. Wenn mir jemand angeboten hätte, alles einfach hinzuschmeißen, hätte ich das bestimmt gemacht. Hab ich ja auch irgendwie zunächst : -)

Als auch noch Schwindel dazukam, bin ich zur Ärztin, die eine Schilddrüsenunterfunktion (Hashimoto) festgestellt hat. Ich habe angefangen, mich intensiv mit meinen Symptomen zu beschäftigen, habe meine Ernährung umgestellt und bin heute symptomfrei.

Ganz schlimm fand ich auch, dass das, was ich gegessen habe, sich doppelt und dreifach auf meinen Hüften wiederfand und da auch nicht mehr wegwollte. Ich habe mich plötzlich unwohl in meiner Haut gefühlt, das war auch eine Premiere für mich.

Du hast Deine Ernährung umgestellt, wieso hast Du das gemacht, gab es bestimmte Anzeichen wie Unverträglichkeiten?

Da ich mein Leben lang gesund war, hat es mich total getroffen, dass ich jetzt mein Leben lang Schilddrüsenhormone nehmen sollte. Ich habe angefangen, Blogs zum Thema Hashimoto und Wechseljahre zu lesen und mit einer neuen Ärztin und einer Heilpraktikerin Wege gefunden, um meine Werte deutlich zu verbessern. Das ist natürlich ein Weg, den musst du gehen wollen. Ich esse kein Gluten und keine Kuhmilchprodukte, trinke keinen Kaffee und Alkohol auch echt selten. Aber da ich mich dadurch sehr viel besser fühle, betrachte ich nichts davon wirklich als Opfer, im Gegenteil. Als ich dann mal auf Matcha-Tee umgestellt hatte, hab ich mir auch eingestanden, dass mir Kaffe eigentlich nie so richtig gut geschmeckt hat 🙂

Was sollte Frau ab 50 in ihre Tagesroutine einbauen?
Bewegung an der frischen Luft. Ich habe mit dem Golfen angefangen, das gibt mir total viel. Mal abgesehen vom Spaß und der Rumlatscherei im Grünen ist der Golfplatz eine handyfreie Zone. Ich liebe es, wirklich raus aus dem Alltag zu sein.
Außerdem würde ich jeder Frau empfehlen, ihren Stress um 50 % zu reduzieren. Klingt stressig, ist aber so. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich Stress nicht mehr so gut vertrage, das ist ja auch so ein hormonelles Ding. Daher: Nimm dir Ruhepausen, das bleibt nämlich jetzt erst mal so. Entrümple dein Leben von allem, was dich runterzieht, aufregt, unnötig stresst, was du sowieso schon seit Jahren nur noch mitschleppst.
Und drittens: Zieh nur noch Sachen an, die dich glücklich machen. Wenn nicht jetzt, wann dann. Geh ins Theater. Lache.

„Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich Stress nicht mehr so gut vertrage, das ist ja auch so ein hormonelles Ding. Daher: Nimm dir Ruhepausen, das bleibt nämlich jetzt erst mal so. „

Hast du deine Probleme mit den Wechseljahre auch immer mit Deinen Freundinnen besprochen?
Ja, klar. Ich habe eine beste Freundin, die ich schon seit dem ersten Tag der Grundschule kenne, also seit über 45 Jahren. Mir ihr habe ich viel darüber gesprochen, aber ich rede auch ganz offen mit anderen Freundinnen, 50plus Bloggerinnen oder Arbeitskolleg:innen darüber. Anfangs war es allerdings eher so, dass ich das, was mit mir passierte, gar nicht mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht habe.

Meine Symptome waren ja eher diffus, und mit Konzentrationsschwierigkeiten und Erschöpfung gehste nicht gleich zum Frauenarzt oder zu Freundinnen. Du denkst eher Sachen wie: Ich habe keine Lust mehr auf meinen Beruf. Ich hab einfach zu wenig geschlafen. Ich bin grad nicht gut genug für das Projekt. Ich lass mich zu sehr ablenken.

Leider ist es unter Frauen auch ganz normal, dauererschöpft zu sein. Dagegen müssen wir dringend etwas unternehmen. Bei Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Schlaflosigkeit bin ich eher eine langweilige Gesprächspartnerin. Ich schlafe wie ein Stein, und wenn mir mal heiß wird, finde ich das eher gut.

„COOL BLEIBEN! Das sind doch nur die Wechseljahre“ ist ein kurzweiliges Geschenk mit Augenzwinkern: Es sorgt bei deiner Schwester oder besten Freundin für ein wissendes Lächeln oder ein bestätigendes Nicken oder einfach das tröstliche Gefühl, mit der ein oder anderen Begleiterscheinung der Wechseljahre nicht allein zu sein. www.geschenkverlage.de oder www.nina-gold.de

Wie kam es dazu, dass Du das entzückende Buch „Cool bleiben! Das sind doch nur die Wechseljahre“ geschrieben hast?
Der Verlag hat mich angesprochen, und ich hab sofort ja gesagt. Ich glaube, sie kamen über meinen Blog www.nina-gold.de auf mich. Aber sicher bin ich mir nicht (Vergesslichkeit ist ja auch so ein Symptom …)

Gibt es auch Kapitel, die autobiografisch sind? Hast Du einiges davon erlebt?
Ja, einiges. Mein liebstes Kapitel handelt von unserem großen Sohn, es heißt: „Kinder, wie die Zeit vergeht“. Es ist eine Geschichte darüber, wie ich in unserem Flur in seinen Schuhen stehe, während er mit seinen Freunden unterwegs ist und ich ganz melancholisch werde, weil er gefühlt in Sekundenschnelle erwachsen geworden ist.

Als ich die Illustration des Jungen in dem Kapitel zum ersten Mal gesehen habe, war ich ganz gerührt, weil die Zeichnung ihm aus purem Zufall ziemlich ähnlich sieht.

Einigen meiner Freundinnen habe ich verraten, welches Kapitel ihnen gewidmet ist. Andere Kapitel sind frei erfunden oder ein Mix aus Fantasie und Realität.

Meine Lieblingskapitel sind „No Drama Lama!“ Und „Back to Business!“
Welche Kapitel magst du noch?

Ich liebe das Lama in „No Drama Lama!“:-) ansonsten mag ich das Kapitel „Bye, bye Periode!“, das übrigens das erste war, das ich für das Buch geschrieben habe. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass es ein Leben nach der Periode geben könnte. Nun ist sie seit weit über einem Jahr weg, und ich denke heute noch manchmal: „Yeah! Ich kann das jetzt einfach anziehen/schwimmen gehen, wie super ist das denn!“ Und ich finde immer noch Tampons in meinen Handtaschen …

„Leider ist es unter Frauen auch ganz normal, dauererschöpft zu sein. Dagegen müssen wir dringend etwas unternehmen.“

Schminktante Anja Frankenhäuser

Welchen Rat würdest Du Deinem jüngeren Ich mit auf den Weg geben?
Schau nicht zurück. Bleib gelassen. Beschäftige dich nicht allzu sehr mit dem Älterwerden, sondern mach es zu deinem neuen Lifestyle. Die Wechseljahre sind eine Reise, aber ich bin dankbar für den Weg, den ich gehen darf und hoffe, er führt mich und uns alle noch durch viele schöne Abenteuer.

Weitere Infos zu Nina und über ihren Blog gibt es hier:
www.nina-gold.de oder auf Instagram: @ninagoldhammer

Fotos: Nina-Gold, Linda Schäfer für The Female Company