Sprechen wir doch nicht über alles in einer Freundschaft?

Sep 8, 2021

Meine beste Freundin Kathrin lebt in Berlin und ist 50 Jahre alt.

Unser erstes Mal: Das war 2001 vor 20 Jahren auf Sabines Einweihungsparty in Berlin. Sabine war damals Kathrins neue Arbeitskollegin und ich kannte Sabine bereits aus Schulzeiten in Thüringen

So weit weg: Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass sich daraus eine Freundschaft entwickelt.
Schließlich trennen und ja 710km.

Untermieterin: Berlin war für mich immer eine Reise wert, wie toll, dass Kathrin immer ein Bett für mich frei hatte.

Zwei Verrückte: Wir haben den gleichen Spaßfaktor und sind sogar mit Mitte 40 zusammen auf das Take That Konzert gegangen. Damals ist Robbie Williams erstmals wieder mit der ganzen Band aufgetreten. KREISCH!!!!. Und wir würden es wieder tun.
Was ich auch nie vergessen werde, ist unser erster gemeinsamer Urlaub in Thailand. Ich hatte Flöhe und musste mich im Flur unserer Unterkunft ausziehen, damit wir alle, alle, alle Sachen waschen konnten, um die Flöhe zu vernichten. Und jeden Abend gab es eine Fußmassage, damit wir danach wieder auf die Piste gehen konnten.

Jetzt wird es „intim“: Unser erstes ganz persönliches Gespräch hatten wir im Istoria Prenzlauer Berg. Kathrins Tante war gerade gestorben, was ihr ziemlich zugesetzt hat. Da haben wir über Sterben und Tod und darüber, jemanden zu verlieren, gesprochen. Kathrin hat sich mir anvertraut, weil ich meine Eltern schon früh verloren hatte. Ich wusste, was da in einem vorgeht, welches persönliche Chaos in einem entsteht. Vor allem als junger Mensch.

Wir machen uns nackig: Wir können über alles reden, egal ob über Liebeskummer, Beziehungen, Krisen aber auch gesundheitliche Probleme. Wir können uns tatsächlich emotional voreinander nackig machen.

Take That Konzert in München 2016

Erzählt man sich in einer Freundschaft alles – oder doch nicht?!

Daniela (dieAlte): Ich hatte mich ein bisschen gewundert, als ich dich vor ein paar Jahren mal auf das Thema Menopause und Wechseljahre angesprochen hatte und du meintest, du wärst mit Mitte 40 schon drin. Also in der Perimenopause. Mich hatte das Thema beschäftigt und ich wollte mit dir drüber reden und du hast so völlig selbstverständlich reagiert. Warum kamst du damals nicht gleich auf mich zu? Kathrin: Weil das für mich gar kein großes Thema war, das war bei mir irgendwie schleichend. Ich hatte mit 45 eine Myom-OP, danach stellte sich meine Regel einfach nicht mehr so regelmäßig ein, innerhalb eines Jahres waren meine Tage immer weniger geworden und dann war ich durch damit, da muss ich so 46 gewesen sein. Letztendlich darüber geredet habe ich erst, als ich richtige Schwierigkeiten bekommen habe in Form von Stimmungsschwankungen mit unfassbar schlechter Laune und Hitzewallungen. Rückblickend hatte ich sicher schon eine ganze Weile vorher auch andere Symptome, die ich aber den Wechseljahren überhaupt nicht zugeordnet hatte. Zum Beispiel hatte ich immer kalte Hände und Füße, habe schnell gefroren. Das hat sich über die letzten Jahre verändert, mir ist mittlerweile eher warm als kalt. Das gehört sicher auch zu einer Phase der Menopause ohne dass es mir bewusst war. Es gab einfach auch keine klaren Informationen zu dem Thema, es sei denn, man hat konkret danach gesucht. Aber dass es zum Beispiel unterschiedliche Phasen der Menopause gibt, das wissen die wenigsten. Was hast du gegen die Symptome gemacht? Hormone genommen? Ich hab nie Hormone genommen, auch wenn meine Frauenärztin mir das empfohlen hatte, ich nahm ja auch seit meinem 25. Lebensjahr keine Pille mehr, daher kam das für mich nicht infrage.
 Die Hitzewallungen fingen mit ca. 45/46 Jahren an, meistens nachts, irgendwann auch tagsüber, aber nie so schlimm, dass ich schweißgebadet war, aber es hat mich trotzdem genervt. Aber nicht so stark, dass ich was dagegen unternommen habe. Ich habe erst was gemacht, als dann schlechte Laune, also richtig schlechte Laune, dazu kam und zwar so, dass ich mich selber nicht mehr aushalten konnte.

Das ganze Thema Wechseljahre mit allem drum und dran wurde beim Gynäkologen nie besprochen.

Mein damaliger Freund hat auch darunter leiden müssen, ich hab so unglaublich rumgezickt, er konnte mir nichts mehr recht machen.
 Irgendwann bin ich zu einer Heilpraktikerin gegangen, die hat diverse Tests mit mir gemacht und es war schon klar: Das ist die Menopause. Erstmals ergaben die ganzen Symptome einen Sinn. Ich habe dann Globuli und diverse pflanzliche Naturheilmittel bekommen. Salbeitabletten haben mir sehr gegen das Schwitzen geholfen. Funktioniert auch wunderbar als Tee, wenn man erstmal das innere Gleichgewicht wieder hergestellt hat. Die Naturheilmittel habe ich so eineinhalb Jahre eingenommen.
 Das Wichtigste war mir, dass diese schlechte Laune weggeht. Die Heilpraktikerin hatte mich vorgewarnt, dass das einige Wochen dauern könne – nach 2 Monaten war ich dann ansatzweise wieder im mentalen Gleichgewicht.
 Für mich war die Entscheidung über einen längeren Zeitraum mit der Heilpraktikerin zu arbeiten genau richtig. Meine Frauenärztin hatte mir nie eine Alternative zu Hormonen angeboten und mich auch mit dem steigenden Gewicht ziemlich allein gelassen.
 Ich habe kontinuierlich Kilos zugelegt, mich immer so ein bisschen aufgeschwemmt gefühlt und hatte das Gefühl, ich kann überhaupt nichts dagegen machen. Wenn ich über 10 Jahre jedes Jahr 2 Kilo zunehme, dann bin ich irgendwann übergewichtig. Die Kombination aus allem wollte ich nicht: schlechte Laune, Hitzewallungen und sich im Körper nicht mehr wohlzufühlen, super tolle Aussichten. (lacht).

Impressionen aus unseren gemeinsamen Urlauben: Kapstadt 2013, Spreewald 2013, Thailand 2008

Mein Ziel: Ich will eine fitte Alte werden.

Und was hast du gegen die lästige Gewichtszunahme gemacht?
Ich habe damals in der ganz schlimmen Phase auch angefangen viel Sport zu machen, Ausdauer und Kraft. Mittlerweile mache ich regelmäßig Training mit dem eigenen Körpergewicht “bodyweight” und HIIT (High Intensity Intervall Training) sowie Pilates. Natürlich merke ich auch, dass das Bindegewebe schwächer wird, nicht schön, aber ist so. Mein Ziel: Ich will eine fitte Alte werden. Ernährung gehört aber auch verstärkt dazu. Der Stoffwechsel wird langsamer und manche Lebensmittel haben unmittelbaren Einfluss auf Hitzewallungen & Co.

Das heißt mehr Gemüse, weniger Zucker?


Ja, ich koche selbst, ich esse keine Fertigprodukte, aber das auch schon seit Jahren. Ich meide Industriezucker, aber ich mache das jetzt auch nicht dogmatisch. Ich esse gerne und ich trinke auch gerne mal was. Aber ich muss darauf achten, anders geht es nicht. Unterdessen komme ich gut klar damit.

Hast du deine Erfahrung auch mit anderen Freundinnen geteilt? Oder ist es ein Tabuthema?
Ich habe ein oder zwei Freundinnen, die auch in meinem Alter oder älter sind, wo das auch mal Thema ist. Aber so intensiv tauschen wir uns da nicht aus.

Wäre dir eine Frauen-Community zum Thema Wechseljahre wichtig?
Ich fände ein paar Vorreiter wichtig, an denen man sich orientieren kann. Mit Sportprogrammen für Frauen, die um die 50 oder älter sind. Der Körper ist doch jetzt ganz anders! Auch eine Community wäre toll! Mir hätte es damals geholfen. Ich hätte nicht so im Trüben gefischt.

Ich habe auch viel gegoogelt und erst dadurch erfahren, dass es vier Phasen der Menopause gibt. Woher wusstest du das?
Auch aus dem Internet, aber eigentlich mehr durch Gespräche mit dir. Wenn du das Gefühl hast mit deinem Hormonspiegel stimmt irgendwas nicht, dann gehst du zum Frauenarzt. Da wäre es wünschenswert, wenn er oder sie einen über die Phase aufklärt und einfach mal die Symptome der hormonellen Umstellung erläutert und in welcher dieser Pausen (Prämenopause, Perimenopause, Menopause, Postmenopause) man sich höchstwahrscheinlich gerade befindet. Und dass das ganz normal ist. Wie soll ich mich denn selber informieren, wenn ich gar nicht weiß, dass es vier Phasen gibt!

Genau so ging es mir auch. Auch mein Frauenarzt hat mich nicht aufgeklärt. Ich konnte also mit meinen Symptomen gar nichts anfangen, war verwirrt. Also musste ich selbst recherchieren und kam nach vielen, vielen Informationen zu dem Ergebnis, dass für mich das Passende ist: Sport und gute Ernährung, um die Wechseljahre bestens zu überstehen. Schließlich wollen wir fitte Alte werden.

Urlaub in Kopenhagen 2016.

Fotos: Studio U, privat