Mein Glücksgeheimnis: Positiv Denken und ein bisschen verrückt sein

Feb 7, 2022

Anette (53) ist eine Powerfrau, in 2. Ehe glücklich verheiratet, mit ihrem Körper super happy und sie strahlt dieses „Ich bin rundum zufrieden“-Gefühl aus. Klar, auch Anette kennt die Schattenseiten des Lebens. Trotzdem scheint für die Mutter einer Tochter fast immer die Sonne. Warum? Im Interview mit „diealte“ verrät sie es …

Daniela (dieAlte): Du bist 53 Jahre alt und siehst phantastisch aus.
Wie machst Du das?
Anette: Vielen Dank! Na ja, jeder spricht ja gerne über gute Gene. Aber wenn ich an meine Mutter denke, die jetzt 80 Jahre alt ist und einfach absolut super aussieht, dann muss da schon was dran sein.
Ich denke aber auch, dass die Einstellung zum Leben eine große Rolle spielt. Mein Glas ist immer halb voll, nie halb leer. Ich sage mir oft: „Lächle das Leben an und es lächelt zurück.“ Ich bin ein durch und durch positiv eingestellter Mensch und versuche in jeder Situation immer das Gute zu sehen. Diese Einstellung strahlt man meiner Meinung nach auch aus.

Hier sieht man die guten Gene, Anette mit
iher Mutter Lela (80 Jahre)

Familienporträt: Marie, Sven und Anette

Aber das allein ist Dein Geheimnis noch nicht, oder?
Natürlich mache ich auch Sport. Ehrlich gesagt, war ich früher eher so der bequeme Typ und musste als Kind schon immer angeschoben werden, um mich überhaupt mal zu bewegen. Meine Mutter sagt, ich war sogar zu faul zum Krabbeln.
Aber ich bin jetzt mit einem extrem sportlichen Mann verheiratet, der Marathon läuft, Rennrad und Mountainbike fährt und gefühlt immer in Bewegung ist. Mit ihm war ich auch 2016 beim Skifahren und habe mir durch einen Unfall eine extrem komplizierte Trümmer-Fraktur am Knie zugezogen. Nach vielen Monaten Auszeit, etlichen Operationen, Reha, etc. kam ich dann an einen Personal-Trainer, der angefangen hat, mich wieder im wahrsten Sinne des Wortes auf die Beine zu stellen. Damit begann an sich meine „sportliche Zeit“. Das Personal Training mache ich noch heute regelmäßig, ich fahre super gerne Fahrrad und gehe walken.

Der Personal Trainer hat dann auch einen Blick auf meine Ernährung geworfen und mir ein auf mich zugeschnittenes Ernährungskonzept entworfen. Fazit: ja, ich trinke wirklich richtig viel Wasser und achte auf gesunde Ernährung! Aber ich kann Dich beruhigen: Ich trinke auch sehr gerne ein gutes Glas Wein!

Und ich bin ein echter Kosmetik-Junkie. Ich liebe es einfach mich zu pflegen und meiner Haut Gutes zu tun. Eine Freundin von mir hat eine Parfümerie und berät mich wirklich phantastisch, was die richtige Pflege der Haut 50+ angeht. Die Anforderungen ändern sich einfach und es ist toll, wenn man auch da jemanden hat, der wirklich weiß, was gut für einen ist. Eine 20-jährige Frau benötigt einfach andere Produkte als wir Best-Ager.

Ich bin ein durch und durch positiv eingestellter Mensch und versuche in jeder Situation immer das Gute zu sehen. Diese Einstellung strahlt man meiner Meinung nach auch aus.

Apropos Best-Ager – wie war es bei Dir, als du in die Wechseljahre gekommen bist?
Hattest Du da mit deiner Mutter drüber gesprochen, oder hatte sie Dir von ihren Wechseljahren schon vorher etwas erzählt?
Mit meiner Mutter bespreche ich ja im Grunde alles. Und klar, auch dieses Thema hatten wir. Ich glaube aber, dass ich schon mitten in den Wechseljahren war, als ich dachte, dass sie gerade anfangen und ich darüber mit meiner Mutter sprach. Die verschiedenen Phasen, der Beginn schon viele Jahre früher, all das wusste ich nicht. Die Generation meiner Mutter war da leider auch nicht schlauer und vor allem die Ärzte lassen da heute wie damals die Frauen viel zu sehr im Unklaren. Meine Mutter hatte sehr wenig Symptome oder Probleme und hat einfach irgendwann ein Östrogen-Gel bekommen und gut war es. Richtig eingestellt hat man sie nie. Sie kam damit gut klar, was sicher nicht selbstverständlich ist.

Ich persönlich habe dann erst um die 50 mit einer Hormonersatztherapie begonnen. Dies aber auch eher eigeninitiativ, weil auch mein Arzt das Thema meiner Meinung nach zu sehr am Rande behandelt hat. Gefühlt haben wir viel rumprobiert mit Östrogen und Progesteron. Habe ich es vertragen? Na ja, mein nächtliches Schwitzen ging weg. Dafür bekam ich einen Riesenbusen, den ich nicht wirklich wollte und Cellulitis, die ich noch weniger wollte. Ich habe die Hormone dann zunächst kurzerhand wieder abgesetzt.

Was hat Dir dann geholfen?
Geholfen hat mir im Grunde meine eigene Recherche. So bin ich auch auf das in meinen Augen phantastische Buch „Woman on fire“ von Sheila de la Liz gestoßen, was eine Pflichtlektüre für jede Frau sein sollte. Das hat viele meiner Fragen beantwortet und auf einmal machte vieles einen Sinn und ich kam besser mit mir, meinem Körper und der Situation klar.

Hast Du auch mit Deinen Freundinnen über das Thema Wechseljahre gesprochen?
Das Thema kommt auch bei oder mit Freundinnen auf den Tisch, ganz klar. Das oben erwähnte Buch habe ich einer Freundin zum Beispiel wärmstens empfohlen. Man merkt dann immer vor allem eins: Man ist nicht allein, es geht allen Frauen in einem gewissen Alter so.

Ich weiß, dass Du erst seit 3 Jahren verheiratet bist in 2.Ehe. Wie war das, einen Partner zu finden, wenn man in den Wechseljahren ist?
Na ja, auch nicht so ganz anders als mit 25 Jahren. Ich wusste natürlich vor allem, was ich nicht wollte. Und der Prozess des Findens und Kennenlernens ist heute anders. Man ist ja in unserem Alter nicht mehr im Club unterwegs und ist da dann auf der Suche.

So kam es, dass auch ich irgendwann dachte: „Ach komm, probier doch mal Online-Dating aus.“
Ja und so kam es, dass ich meinen Mann tatsächlich im Internet kennengelernt habe.

Sehr verliebt, Anette und Sven im Urlaub.

Ich hatte allerdings in dieser Phase keine Wechseljahr-Symptome, die mich in irgendeiner Form genervt hätten. Keine Schweißausbrüche oder sonstigen Einschränkungen. Das war natürlich ganz gut. Diese Themen kamen erst, als mein Mann und ich schon ein Paar waren.

Ich muss sagen, dass ich das große Glück habe, mit meinem Mann einen Partner zu haben, der mich so liebt, wie ich bin und der weiß, dass diese Wechseljahre nicht immer ein Zuckerschlecken sind. Ich habe ihm auch immer versucht zu erklären, was sich bei mir gerade tut und wie sich diese Veränderungen für uns Frauen anfühlen. Es ist ein bisschen wie eine Pubertät 2.0 und da er Papa einer tollen Tochter ist, konnte er damit etwas anfangen und begegnet mir mit viel Verständnis.

Manchmal hat Frau dann auch keine Lust auf Sex? Gab es das bei Dir auch?
Ganz klares Ja. Aber es ist nun mal so. Die hormonelle Umstellung macht so unglaublich viel mit uns Frauen. Das wird jede Frau auf dieser Erde früher oder später bestätigen können.
Es ist wichtig, dass das der Partner auch versteht und diese Zeit geht ja auch irgendwann vorbei,

Du wirkst sehr glücklich, wie seid ihr gemeinsam – manchmal Lustlosigkeit, kein Sex– damit umgegangen?
Offen sein, Reden hilft. Und Humor hilft auch, Männer werden ja auch älter, das Testosteron bleibt auch bei Männern nicht immer auf dem Stand eines 20-Jährigen. Die Körper von uns Frauen sind wunderbar: Wir können Kinder zur Welt bringen, unsere Hormone sorgen dafür, dass wir uns sowohl um Nestbau, liebevolle Fürsorge und Verständnis für die Belange der Familie kümmern und auf der anderen Seite auch echte Kämpferinnen sein können. Sie sorgen dafür, dass wir sexy sind, Rundungen haben, begehrenswert sind und Lust auf Sex haben. Vor allem in den Jahren, in denen die Natur es vorgesehen hat, dass wir uns vermehren sollen. Wenn diese Phase vorbei ist, geht die Lust auf Sex auch mal etwas in den Keller. So what! Wir sind aber immer noch tolle Frauen.

Wir sollten immer ein bisschen verrückt bleiben und den Spaß am Leben nicht verlieren.

Hast Du noch einen Tipp für jüngere Frauen wie man selbstbewusst mit dem wechselhaften Lebensabschnitt umgeht?
Du hast es gerade selbst gesagt: Selbstbewusstein. Das ist wichtig. Die Wechseljahre sind eine Phase, Teil unseres Lebens. Es macht keinen Sinn, sich ihnen unterzuordnen und es wäre fatal, alles darauf zu schieben und sie als Entschuldigung vorzuschieben. Ich höre oft: „Ach ich habe so zugenommen. Na ja, das sind wohl die Wechseljahre…“ Ich denke dann: „Nee, das bist Du. Weil Du immer noch so futterst wie mit 30. Das klappt nicht!“ Der Stoffwechsel ändert sich. Unser Grundumsatz sinkt. Die Muskeln bauen sich ab und die verbrennen nun mal auch Fett. Ich muss mich in den Wechseljahren deutlich mehr bewegen als früher und bewusster essen. Ich bin überhaupt kein Freund von Diäten, denn da ist der Jo Jo-Effekt vorprogrammiert. Jede Frau muss wissen, wie viele Kalorien sie am Tag ohne Sport verbraucht und muss dagegenrechnen, wie viele Kalorien sie über Ihre Nahrung aufnimmt. Man sieht dann leider schnell, dass das irgendwie nicht so passt. Also: Mehr verbrennen als futtern. Das ist ein wirklich extrem wichtiger erster Schritt.

Und dann sollten wir immer ein bisschen verrückt bleiben und den Spaß am Leben nicht verlieren. Eine kleine Anekdote zum Schluss: Ich war zusammen mit unserer Tochter vorletztes Jahr in Stockholm. Nur wir zwei für ein verlängertes Wochenende. Es war traumhaft. Nach einem sehr lustigen Abend sind wir irgendwann in einem Club gelandet, weil Marie noch mit mir Party machen wollte. Bei genauerem Hinsehen war das ein Gay-Club, in dem wir die Nacht um Tag gemacht haben. Am Ende hat sie mich dort gegen Morgen rausgezogen und wir sind im Hotel mit einer angebrochenen Tüte Trüffel-Chips zwischen uns kichernd eingeschlafen. Das ist das was zählt! Mädels, sagt den Wechseljahren Hallöchen und denkt daran: Das Leben findet heute statt!

Urlaub in Stockholm mit Marie.

Fotos: Studio U, privat