Schluss mit „Age Shaming“ – So kannst Du die Wechseljahre als Chance nutzen

Mrz 26, 2024

Ein graues Haar, wieder geht ein Jahr – und die Wechseljahre sind auch schon da … Ja, wir alle werden älter. Automatisch. Doch das ist wirklich kein Grund den Blues anzustimmen. Denn: Wir können das Alter – und die Wechseljahre – als Chance nutzen. Um uns neu aufzustellen, neu zu erfinden, Altes hinter uns zu lassen und alte Sichtweisen neu zu überdenken. So wie Autorin Susanne Ackstaller. Auch sie hatte Angst vor den Wechseljahren und ihren Folgen. Doch heute weiß sie: Die Wechseljahre sind keine Krankheit, die uns als älter werdende Frauen befällt und der wir nicht entgehen – wir können sie auch als Chance begreifen. Denn genau das sind sie doch: Eine Zeit des Aufbruchs zu neuen Chancen und Möglichkeiten! Das wird nur häufig vergessen.
Wechseljahre. Bereits der Name verheißt Veränderung. Es tut sich etwas in unserem Körper, und wir werden gezwungen, den Status quo zu überdenken und uns neu auszurichten.“ Und das ist gut so. Warum? Das lest ihr hier in Susannes Plädoyer für einen Perspektivenwechsel in Sachen Wechselfrauen.

Ab 40 begleitete mich das Thema wie eine böse Vorahnung: die Wechseljahre. Noch hatte ich Schonfrist … aber bald würde auch ich schwitzen, depressiv werden und in die Breite gehen. Und als alte Frau enden. Ausgetrocknet, faltig und mit schütterem Haar. Und das alles nur, weil meine Hormonproduktion nicht mehr ganz auf der Höhe ist …

Wir Frauen (zumindest, wenn wir aus westlichen Kulturkreisen stammen) werden sozialisiert mit der Angst vor „dem Wechsel“. Vorher stehen wir in der Blüte unseres Lebens. Danach ist das Beste vorbei. Während Männern über 50 attraktive graue Schläfen zugeschrieben werden, mutieren wir Frauen zu heulenden alten Schachteln mit Damenbart. Und während die Herren der Schöpfung in der Andropause, den „männlichen Wechseljahren“, Fallschirmspringen lernen, einen Sportwagen kaufen oder sich eine junge Freundin zulegen und ihr Verhalten schlimmstenfalls als Midlife-Crisis belächelt wird, ist das Klimakterium bei Frauen ein Fall für den Arzt und Hormonersatztherapie.

Altersdiskriminierung, das zeigt die Forschung, betrifft in erster Linie Frauen. Die Wechseljahre sind – siehe oben – dafür das beste Beispiel. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist: Wir müssen dieses „Age-Shaming“ nicht mitmachen. Die Wechseljahre sind keine Krankheit, die uns als älter werdende Frauen befällt und der wir nicht entgehen – wir können sie auch als Chance begreifen. Denn genau das sind sie doch: Eine Zeit des Aufbruchs zu neuen Chancen und Möglichkeiten! Das wird nur häufig vergessen.

„Wir Frauen (zumindest, wenn wir aus westlichen Kulturkreisen stammen) werden sozialisiert mit der Angst vor „dem Wechsel“. Vorher stehen wir in der Blüte unseres Lebens. Danach ist das Beste vorbei. Während Männern über 50 attraktive graue Schläfen zugeschrieben werden, mutieren wir Frauen zu heulenden alten Schachteln mit Damenbart“

Wechseljahre. Bereits der Name verheißt Veränderung. Es tut sich etwas in unserem Körper, und wir werden gezwungen, den Status quo zu überdenken und uns neu auszurichten. Das Zusammenspiel unserer Hormone verändert sich, und das wirkt sich auf unser ganzes Leben aus. Das Progesteron, das bislang für eine einigermaßen stabile Gemütslage gesorgt hat, sinkt – was Stimmungsschwankungen und Heulattacken nach sich ziehen kann. Später lässt die Östrogenproduktion in den Eierstöcken nach. Die Folge: Die monatliche Blutung wird unregelmäßig und setzt irgendwann ganz aus. Wie wunderbar – keine Regel mehr! Sex haben können ohne Angst, schwanger zu werden! Gleichzeitig steigt der Testosteronspiegel. Der beschert uns zwar unschöne Haare am Kinn und den leidigen Bauchspeck, aber das männliche Hormon hat auch seine positiven Seiten: Es schenkt uns Kraft, Entschlossenheit und Energie – diesen Schwung können wir positiv nutzen, anstatt uns zurückzuziehen und über Hitzewallungen, Schlafprobleme und das Ende unserer Fruchtbarkeit zu lamentieren.

Rundliche Frauen haben im Klimakterium übrigens einen strategischen Vorteil. In den Fettzellen wird nämlich nicht nur Östrogen gespeichert, sondern auch neues produziert – und das noch viele Jahre lang. Eine ganz natürliche Hormonersatztherapie also. Ohnehin ist nur ein Drittel aller Frauen von so massiven Beschwerden betroffen, dass sie tatsächlich behandelt werden müssen, während die allermeisten Frauen körperlich wenig bis gar nichts vom Wechsel mitkriegen.

„Wechseljahre. Bereits der Name verheißt Veränderung. Es tut sich etwas in unserem Körper, und wir werden gezwungen, den Status quo zu überdenken und uns neu auszurichten.“

Spannend: Es leiden vor allem Frauen aus westlichen Kulturkreisen wie Europa und Nordamerika unter dem Klimakterium, während in Afrika und in Asien weit weniger Frauen davon betroffen sind. Ist es die sojareiche Ernährung in Asien, wie manche Studien nahelegen? Oder liegt es daran, dass ältere und alte Frauen in anderen Kulturkreisen ein höheres Ansehen genießen als hierzulande? Während wir gegen Hüftgold anstrampeln und gegen Falten ancremen, werden Frauen dort für ihr Alter und die damit verbundene Lebenserfahrung und Weisheit respektiert und verehrt. Körperliche Begleiterscheinungen? Sind nachrangig oder spielen gar keine Rolle.

Übrigens: Das Wort Klimakterium kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Stufenleiter“ – eine Leiter, auf der Frauen in der Menopause selbstverständlich nach oben steigen. Und nicht nach unten. Sind das nicht fabelhafte Aussichten?

Susanne, Auf das Leben!

„Das Wort Klimakterium kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Stufenleiter“ – eine Leiter, auf der Frauen in der Menopause selbstverständlich nach oben steigen. Und nicht nach unten. Sind das nicht fabelhafte Aussichten?“

Buche, Auf das Leben!

Der Text stammt aus dem Buch „Auf das Leben!“, das im September 2023 im Knesebeck-Verlag erschienen ist. Darin beschäftigt sich Autorin Susanne Ackstaller mit der Frage, wie wir Frauen gut und glücklich älter werden können. Dazu hat sie 17 Frauen zwischen Anfang 50 und Mitte 70 porträtiert, die uns vorleben, wie man das Älterwerden mit allen Höhen und Tiefen und seinen Herausforderungen meistert. Dazwischen eingestreut finden sich persönliche, ebenso humorvolle wie tiefgründige Kolumnen: Wechseljahre, Hexenhaare und Bauchspeck, Empty Nest, Partnerschaft, Lebensträume und einiges mehr – kein Thema, das uns ab der Lebensmitte beschäftigt, bleibt außen vor.

Knesebeck, Flexicover mit Klappen, 28 Euro

Weitere Infos zu Susanne Ackstaller findest du hier: www.texterella.de oder auf Instagram @textelle