Hast du sie auch schon mal gehört? Diese Stimme in deinem Kopf, die dir sagt, dass du nicht perfekt genug, erfolgreich genug und hübsch genug bist. Ich glaube, jede Frau hat diese fiesen Gedanken schon einmal gehabt. Aber was, wenn, sie immer öfter in deinem Kopf kreisen, du immer antriebsloser, trauriger und mutloser wirst? Dann ist das ein Alarmsignal deines Körpers und deiner Seele, auf das du hören solltest. Bevor du zusammenbrichst – so wie Bettina. Irgendwann bekam die Mutter von drei Kindern die Diagnose Depression. Aber nicht bei jeder Frau ab Ende 30 muss gleich diese Krankheit dahinter stecken. Tatsächlich können auch die beginnenden Wechseljahre ein Grund für die veränderte Gemütslage sein. Das Tückische: Die Symptome einer Depression und der Hormonumstellung in der Menopause sind sich sehr ähnlich. Die Auslöser machen den Unterschied. Welche das bei Depression sein können, das weiß Coachin Bettina (48) aus eigener Erfahrung. Im Interview erzählt sie uns außerdem, wie ihre Diagnose lief, was sie in ihrem Leben zum Positiven verändert hat, wie sie anderen Frauen hilft und was sie bei Wechseljahrsbeschwerden empfiehlt.
dieAlte: Auf deinem Blog diealltagsfeierin.de habe ich gelesen, dass du vor ca. 10 Jahren einen Zusammenbruch und in der Folge eine schwere Depression hattest. Wie kam es dazu?
Bettina: „Leistung bringen, alles im Griff haben, gut funktionieren, um sein zu dürfen“, das war mein Lebensansatz, den ich bis zu meinem Zusammenbruch verfolgt habe. Ich bin mit Mitte 20 Mutter geworden und habe innerhalb von nicht ganz 2 Jahren eine Tochter und zwei Zwillingstöchter bekommen.
Wir hatten gebaut, sodass ich durchgehend einen (online) Nebenjob hatte und zwischen den zwei Schwangerschaften und nachdem die Zwillinge im Kindergarten waren, gleich wieder halbtags als Buchhalterin gearbeitet habe. Mein Mann war beruflich unter der Woche auf Geschäftsreisen und auch die Feriensituation musste ich mit Überstunden auffangen. Dazu der hohe Anspruch an mich selbst und zusätzlich Ehrenämter, Haushalt und alles, was so zu wuppen ist, das wurde zu viel. Mir das einzugestehen, neue Lösungen zu finden, die Situation war so eingefahren, dass ich dachte, dass ich einfach noch härter zu mir sein müsste. Irgendwann hat mein Körper übernommen und dichtgemacht und mich in die Knie gezwungen.
„Leistung bringen, alles im Griff haben, gut funktionieren, um sein zu dürfen“, das war mein Lebensansatz, den ich bis zu meinem Zusammenbruch verfolgt habe.“
Jetzt mit 48 Jahren geht es dir sehr gut, du siehst blendend aus. Was hat sich verändert und vor allem wahrscheinlich: Was hast du alles geändert?
Da ich auch stark an Gewicht verloren hatte, habe ich mich internistisch durchchecken lassen und diese Ärztin hat nach einer Darmspiegelung das erste Mal meine Krankheit beim Namen genannt: Depression. Durch einen Zufall habe ich eine psychosomatische Tagesklinik in meiner Nähe gefunden, ein stationärer Aufenthalt über drei Monate folgte, sodass ich 2013 sechs Monate klinisch betreut wurde. 2014 verstarb eine enge Freundin von mir an Krebs und ich wurde in meinem Krankenstand betriebsbedingt gekündigt, ein weiterer Zusammenbruch und ein anschließender stationärer Aufenthalt in einer Klinik folgte. Und ich verstand endlich: „Ich darf mir die Zeit geben, die ich brauche, um gesund zu werden.“
Im Jahr 2015 kam ich zufällig zu Instagram und begann dort, täglich meine klitzekleinen Glücksmomente zu posten. Das tat mir gut und durch die Bestärkung und den Austausch, den ich dort erfahren habe, führte das dazu, dass ich meinen Blog diealltagsfeierin.de gründete.
Ich entdeckte die Fotografie für mich, schloss ein Fernstudium zur Fotodesignerin ab und die ersten Anfragen für Foto- und Kooperationsaufträge kamen, sodass ich mich 2017 entschloss, mich mit meinem Blog diealltagsfeierin.de in die Selbstständigkeit zu wagen.
Ich entdeckte das Meditieren für mich, führte regelmäßige Mittagspausen ein, Laufen gab mir Kraft und ich begann Zumba zu tanzen. Das kreative Ausdrücken und Lernen tat mir gut und auch, dass ich mit den persönlichen „Seelensachen“, die ich aufdiealltagsfeierin.de veröffentlichte, Frauen erreichte, die sich dadurch von mir unterstützt fühlten.
„Viele dieser Faktoren (Depressionen) passen auch in die Phase der Wechseljahre, so ist es für mich als Betroffene sehr schwierig, das voneinander abzugrenzen.“
In der Perimenopause kann es auch zu starken Stimmungsschwankungen (ich habe es selbst erlebt) kommen. Kann ich einen Unterschied zu einer Depression feststellen? Gibt es da überhaupt einen?
Eine Depression entwickelt sich aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Einflüsse. Solche Ursachen und Auslöser können sein:
- Vererbung
- Zu viel krankmachender Stress (permanente Überlastung des Nervensystems) – chronische Überlastung
- Ungleichgewicht von Botenstoffen in bestimmten Hirnregionen (z. B. Störung im Serotoninsystem)
- Traumatische Erlebnisse – Verlusterlebnisse
- Eine oder mehrere einschneidende Veränderungen
- Belastende Erlebnisse
- Andere körperliche Erkrankungen
- Unterforderung und Einsamkeit
- Lichtmangel
- …
Viele dieser Faktoren passen auch in die Phase der Wechseljahre, so ist es für mich als Betroffene sehr schwierig, das voneinander abzugrenzen.
Inzwischen würde ich mich als Profi bezüglich meiner chronischen Depression bezeichnen. Ich kann schon feine Unterschiede feststellen und hatte deshalb auch gehofft, dass bei mir mal ein Check bezüglich meiner Sexualhormone gemacht werden würde … da bin ich überall auf taube Ohren gestoßen.
Wichtig ist es, gerade wenn die Stimmungsschwankungen oder depressiven Phasen länger als zwei Wochen anhalten, sich ärztliche Unterstützung zu holen. Falls du den Eindruck hast, du könntest selbst an Depressionen leiden, findest du hier Infos und Hilfe: Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Info-Telefon Depression: 0 800 / 33 44 533
„Wichtig ist es, gerade wenn die Stimmungsschwankungen oder depressiven Phasen länger als zwei Wochen anhalten, sich ärztliche Unterstützung zu holen.“
Wie geht es dir in den Wechseljahren, ich denke mal du bist in der Perimenopause?
Bewusst auf das Thema Wechseljahre bin ich vor ca. 4 Jahren gestoßen, als ich plötzlich öfters mal Hitzewallungen bekommen habe. Außerdem kämpfte ich mit trockenen Augen und eine Freundin meinte: „Du, das kann auch von den Wechseljahren kommen.“
Zeitgleich begann ich mit XbyX zusammenzuarbeiten, einer Firma, die sich darauf spezialisiert hat, Frau ab 40+ mit hochwertigen natürlichen Nahrungsergänzungen zu unterstützen. Da hier auch viel Fachwissen vermittelt wird, habe ich mich persönlich viel eingelesen und durch die Einnahme der Pulver z. B. schnell meine Hitzewallungen in den Griff bekommen.
2022 hatte ich oft mit Entzündungen zu kämpfen, mein Schlaf war (und ist noch immer) nicht besonders erholsam und ich war auch sehr infektanfällig. Leider habe ich das Pech, dass die Ärzte inklusive Frauenärztin wohl noch nichts von der Perimenopause gehört haben und ich immer wieder, wenn ich auf meine Beschwerden und einen Zusammenhang mit den Wechseljahren hinwies, auf meine Depression reduziert wurde.
Ich bin gerade auf der Suche nach einer neuen Frauenärztin, die auch bereit ist, sich mit meinem Hormonstatus zu beschäftigen (Wenn du also jemanden kennst im LK Würzburg, gerne bei mir melden ;- )))
Ein wenig weitergeholfen hat mir eine Ärztin, die privat praktiziert und die auch mal meinen ATP-Wert gecheckt hat. So kam heraus, dass meine Mitochondrien nicht gut arbeiten und ich begann, noch weitere Nahrungsergänzungen zu nehmen: Q10 und NADH gehören nun täglich dazu.
„Leider habe ich das Pech, dass die Ärzte inklusive Frauenärztin wohl noch nichts von der Perimenopause gehört haben und ich immer wieder, wenn ich auf meine Beschwerden und einen Zusammenhang mit den Wechseljahre hinwies, auf meine Depression reduziert wurde.“
Du warst und wurdest also nicht wirklich gut vorbereitet auf die Wechseljahre?
Nein, tatsächlich nicht. Deshalb habe ich mich viel über diverse Bücher (z. B. Woman on Fire (Dr. med Sheila de Liz oder Midlife Care von Dr med. Susanne Esche-Belke / Dr. med SuzannKirschner-Brouns), Social Media und Co. informiert.
Du machst jetzt eine Weiterbildung zur Wechseljahreberaterin, wie kam es dazu?
Genau auch aus diesem Grund, weil ich mich zu schlecht informiert und gehört gefühlt habe. Ich wollte eine Struktur, die mich durch dieses Thema führt und mir einen roten Faden gibt, damit ich selbstverantwortlich diese Phase meines Lebens rocken kann.
Ich habe auf deiner Webseite auch gelesen, dass du zertifizierte Life Trust Coachin®, Human Design Mentorin bist. Was ist das? Wie unterstützt das uns Frauen?
Human Design ist ein kraftvolles Tool, das dir zeigt, wer du bist, wie deine Energien fließen, welche Talente, Potentiale und Spezialisierungen in dir stecken und was du brauchst, damit du dein Leben gesund und eigenverantwortlich gestalten kannst.
2020 habe ich dieses System erstmal für mich entdeckt und ich war gleich Feuer und Flamme, weil es mir für mich Erkenntnisse schenkte, die ich trotz jahrelanger Therapie bis zu diesem Zeitpunkt für mich nicht zu greifen bekommen hatte.
Viele verschiedene Weiterbildungen folgten und Anfang 2023 schloss ich meine Ausbildung zur Life Trust Coachin® ab. Zu dieser ganzheitlichen Ausbildung kam es, weil ich durch meine eigene Geschichte gemerkt habe, wie wichtig es ist, gerade in Zeiten des Umbruchs, wozu ich auch die Wechseljahre zähle, sich selbstverantwortlich um sich selbst zu kümmern. Du darfst die wichtigste Person in deinem Leben sein, denn wenn es dir selbst gut geht, du gesund bist und weißt, was du brauchst, dann kannst du auch umso besser für andere da sein.
Die Wechseljahre sind ein guter Zeitpunkt dafür, noch mal Bilanz zu ziehen und sich bewusst für einen Richtungswechsel zu entscheiden.
Deshalb begleite ich Frauen dabei, ihr eigenes Lieblingsleben zu kreieren (beyoutiful-design.de). Oft befinden sie sich genau in einem Lebensabschnitt der Veränderung. Ich gebe Coachings mit oder ohne das Human Design Tool, ein Retreat ist für November geplant und es finden auch regelmäßige on- und offline Workshops statt.
Sobald die Weiterbildung zur Wechseljahrberaterin abgeschlossen ist, wird diese natürlich auch mit einfließen, denn mir ist es wichtig, die Frauen, die ich begleite, ganzheitlich zu betreuen.
„Die Wechseljahre sind ein guter Zeitpunkt dafür, noch mal Bilanz zu ziehen und sich bewusst für einen Richtungswechsel zu entscheiden.“
Gibt es bestimmte Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel, die du für eine Linderung der Wechseljahresbeschwerden empfehlen würdest?
Für uns Frauen ab 40+ ist es einfach supergut, wenn wir uns pflanzen- und proteinreich ernähren. Hülsenfrüchte, Soja, Hafer, eine bunte Gemüse- und Obstvielfalt darf da in meinem Speiseplan nicht fehlen. Auch Nüsse und Saaten sind richtig gesund und lecker und versorgen mich ideal.
Gut unterstützt mich das PERIBALANCE von XbyX, nehme ich das mal ein paar Tage nicht ein, werde ich gleich durch Hitzewallungen daran erinnert. Außerdem nehme ich einen Omega 3 Komplex mit hohem Gehalt an DHA & EPA (gut fürs Gehirn, Gelenke uvm, eine positive Wirkung bei Depressionen wird vermutet), Magnesium – B-Vitamine-Complex (beides als Gegenspieler zu Stressreaktion, wirken entspannend und positiv aufs Nervensystem).
HRT nehme ich (noch) nicht ein, da mir bis jetzt eine gute Diagnostik fehlt, wäre aber eine Option für mich.
Normalerweise frage ich immer zum Schluss, was würdest du deinem jüngerem ICH oder deiner Freundin raten, was hättest du gern früher über die Wechseljahre gewusst? Bei dir möchte ich fragen: Was gibst du deinen Töchtern mit auf den Weg, wenn es um die Wechseljahre geht?
Meine drei Töchter sind inzwischen selbstbewusste, wunderbare junge Frauen, die bestimmt ihren Weg gehen. Wir sprechen offen über alle Frauenthemen. Diese Offenheit und die Kraft für sich selbst einzustehen und sich nicht mit Allgemeinplätzen oberflächlichen Antworten abspeisen zu lassen, das konnte ich ihnen hoffentlich vermitteln.
Meinen Töchtern möchte ich mitgeben: „Bleib bei dir, höre auf deinen Körper und das, was er dir sagt. Stehe für dich ein und wenn du nicht gehört wirst, ziehe weiter. Die Wechseljahre sind auf ihre Art und Weise, wie alle Phasen unseres Lebens, wunderbar, wenn wir ihnen offen begegnen und immer wieder die Möglichkeiten wählen, statt uns mit vermeintlichen Gegebenheiten zufrieden zu geben.“
„Wenn ein Löwenzahn es durch den Asphalt schafft, kannst du es auch schaffen!“
Weitere Infos zu Bettina findest du hier: www.diealltagsfeierin.de oder auf Instagram @die_alltagsfeierin
Fotos: diealltagsfeierin.de